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Einige Wochen ist es her, da legte der Kulturschaffende Diether Dehm – aus dem Nichts beziehungsweise der SPD kommend – mit einer Rede den PDS-Parteitag flach und erbaggerte sich einen Vorstandsposten. Wie das? Teuflisches Blendwerk? Die Erklärung, daß Doktor Diether unter Stasi- Verdacht stünde und allein dadurch für ein Spitzenamt hinreichend qualifiziert sei, taugt nichts. Sie ist erstens polemisch und zweitens viel zu naheliegend. Dann ist es eher schon so, wie Gustav Seibt diesbezüglich in der Berliner Zeitung feststellte: „Diether Dehm ist die zeitgenössische Gestalt des Antichristen.“

Die Delegierten hätten dies bemerken können, denn „schon Dehms äußere Erscheinung verrät alles über ihn“. Man mag den Opfern zugute halten, daß ihr Verführer geschlossene Schuhe und volles Haar trug, was seine Enttarnung erschwert haben dürfte. Außerdem glauben sogenannte Postkommunisten auch dann nicht an den Leibhaftigen, wenn er aus dem Westen kommt und fast so schaurig schwafelt wie Eberhard Diepgen. Es passiert zwar allerhand; trotzdem ist es eine gewisse Überraschung, wenn Luzifer vormittags in Berlin Genossen bequatscht. Seltsamerweise ignorierte Bild dieses Phänomen. Scharping schickt seine Heerscharen gegen serbische Teufel und Dehm selbst hält es nicht einmal für nötig, seine Physiognomie zu korrigieren. Wenigstens der Vatikan handelt. Dort veröffentlichte man soeben neue Richtlinien für die Teufelsaustreibung. Erstmals seit 385 Jahren! Warum wohl? Eben! Allerdings gibt es die dringend benötigte Vorschrift zunächst nur auf Latein. Doch wenn der Dolmetsch sein Werk getan hat, darf stündlich mit einer personellen Veränderung in Biskys Dunstkreis gerechnet werden. Allerdings legt die Austreibungsordnung fest, daß bei exorzistischen Exerzitien keine Presse zugelassen werden dürfe. So wird man nie erfahren, ob Dehm unter Rauchentwicklung im Parkett verschwindet oder sich in eine Klaus-Lage-Platte verwandelt. Schade. André Mielke