Umfassende Sanierung

■ TÜV bestätigt Insektizidbelastung der Weiberwirtschaft. Neue Fördergelder gesucht

Die von Insektizid verseuchten Gebäude der Weiberwirtschaft in der Anklamer Straße 38 in Mitte sollen so bald wie möglich umfassend saniert werden. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens des Technischen Überwachungsvereins (TÜV), das dem Vorstand der Weiberwirtschaft-Genossenschaft gestern vorgelegt wurde. In Teilen des Dienstleistungskomplexes wurde in den Zwischendecken Naphtalin entdeckt.

Die Häuser wurden erst 1996 unter ökologischen Gesichtspunkten vollständig saniert. Das Insektizid, das zwischen 1920 und 1960 in isolierender Teerpappe verwandt wurde, kann Kopfschmerzen und Allergien auslösen. Eine gesundheitsschädigende Konzentration wurde in der Weiberwirtschaft jedoch nicht festgestellt. 15 der 35 Betriebe sind beeinträchtigt.

Wieviel die Sanierung der ehemaligen „Berlin-Kosmetik“ Produktionsstätte kosten wird, wollte Vorstandsmitglied Katja von Bey gestern nicht sagen, da es öffentliche Ausschreibung für Sanierung geben werde. „Wir wollen versuchen, sowohl bei der Wirtschaftsverwaltung als auch bei der Bauverwaltung Fördergelder zu beantragen“, sagte sie.

Der 6.000 Quadratmeter große Komplex war bereits mit 23 Millionen Mark von der öffentlichen Hand bezuschußt worden. Beide Verwaltungen hatten betont, daß sie die Weiberwirtschaft für ein wichtiges Projekt hielten, jedoch derzeit keine erneuten Finanzzusagen machen könnten.

Gibt es tatsächlich keine erneuten Förderzuschüsse, muß sich die Genossenschaft möglichwerweise um neue Dienstleistungskonzepte für das Zentrum bemühen. Im Moment gibt es hier unter anderem Therapieräume, Dienstleisterinnen wie Rechtsanwältinnen und Architektinnen und ein Restaurant, was von dem Insektizid allerdings nicht befallen ist. Alternative Modelle sollen auf einer Genossenschaftlerinnen-Versammlung am Wochenende diskutiert werden. nau