Zeichentrick radiert die Komik aus

■ „Extreme Ghostbusters“ 19.15 Uhr, „Men in Black“ 19.45 Uhr, Sat.1

Sie haben es gemerkt. „Das Cartoon-Genre wird immer beliebter“ stellt Sat.1 in seiner Pressemitteilung zum Start von zwei neuen Zeichentrickserien fest. „Trickfilmfans seien „längst nicht mehr nur Kids, sondern mehr und mehr auch Erwachsene, die Spaß haben an den animierten Comic-Abenteuern, die sie selbst als Kinder hefteweise verschlungen haben“ usw. – beziehungsweise Heranwachsende, denn dieser Zielgruppe macht Sat.1 von heute an ein Angebot für den frühen Freitagabend: Auf die Cartoon-Version von „Ghostbusters“ folgt die der „Men in Black“ – Remakes sog. Kassenschlager also, die besonders ein jugendliches Publikum ansprachen.

In beiden Fällen ist die Übersetzung der Realfilme in die gezeichnete Fassung gründlich mißlungen. Das liegt nicht nur an der sparsamen und steifen Animation, sondern auch an den Drehbüchern.

Merkwürdig: Die Ironie der Originalfassungen...

Vollkommen auf der Strecke blieb zum Beispiel die Ironie der „Ghostbuster“: Das ehemals mit drei routinierten und komischen Schauspielern besetzte Geisterjägertrio hat sich aufgelöst; statt eines anarchischen Bill Murray, einens leicht vertrottelten Dan Akroyd und eines stocknüchternen Harold Ramis tritt nun ein einsamer Ramis-Klon gegen die übernatürlichen Kräfte an. Der Wissenschaftler hat sich in das Universitätsleben zurückgezogen, erforscht immer noch paranatürliche Phänomene und läßt sich mittlerweile von einer durchquotierten Studentengruppe unterstützen, in der nicht einmal ein Rollstuhlfahrer fehlt. Schlimmer noch: das sympathische verfressene Monster aus dem Original erlebt hier seine Reinkarnation als Haustier. „Schrill“ (Sat.1) ist nichts an diesen „Extreme Ghostbusters“.

...bleibt in der Zweidimensionalität...

Auch den Jägern der Außerirdischen ist ihre Umwandlung in die Zweidimensionalität nicht gut bekommen. Was im Realfilm die berühmte Fallhöhe erzeugt, aus der Komik entsteht, funktioniert nicht bei den neuen „Men in Black“. Die Gegensätzlichkeit von zwei Charakteren macht ihre Dialoge nicht automatisch lustig. Ohne ordentliche Aliens jedenfalls – die natürlich auch hier sinnlos aus friedlichen Vororten weggeballert werden – sind die Herren Jay und Kay überraschend langweilig. Sie gewinnen halt, und einer von ihnen nimmt dabei Schaden. Na und?

Hier liegt denn auch der Fehler im System: Die Animatoren der Trickfilm-Folgen von „Ghostbusters“ und „Men in Black“ mögen bessere Zeichner als ihre Vorbilder sein – leider aber sind sie auch die schlechteren Schauspieler.

... ganz und gar auf der Strecke.

Darüber hinaus bestachen beide Kinoproduktionen durch aufwendige Animationssequenzen, bei denen liebevoller Puppen- bzw. Computertrick zum Einsatz kam, und genau das machte den Charme beider Filme aus: das Aufeinandertreffen von Menschen aus Fleisch und Blut und Monstern aus der Werkstatt, ob sie nun grünlich eingeblendet daherkamen und computergenerierten Schleim auf die menschlichen Darsteller verteilten oder als zappelnde Gummiwesen die Welt unsicher machten. Es ist ganz einfach so: Überführt man beide Genres in eine Technik, macht man alle Bilder flach. Bei Sat.1 hat das niemand gemerkt. Carola Rönneburg