Es liegt was in der Luft – Ruß.

Zuviel Benzol, zu hoher Rußausstoß: Hamburg ist dabei, beim Thema Verkehr allgemein anerkannte Klimaschutzziele zu verfehlen  ■ Von Gernot Knödler

Hamburg ist dabei, beim Thema „Verkehr“ allgemein anerkannte Umweltschutzziele zu verfehlen. Das geht aus Berechnungen der Umweltbehörde hervor. Sie hat eine Bilanz des Lärms und der Schadstoffe gezogen, mit denen die AutofahrerInnen in der Hansestadt ihre MitbürgerInnen drangsalieren.

Insbesondere der Forderung der Handelskammer, das Straßennetz massiv auszubauen, erteilte der grüne Umweltsenator Alexander Porschke gestern eine Absage: „Der Weg der Handelskammer ist ein Irrweg, der zu weiteren Gesundheitsschäden führt.“ Die Messungen seiner Behörde belegen beispielsweise, daß in der stark befahrenen Max-Brauer-Allee der gesetzliche Grenzwert für das krebserregende Benzol ständig überschritten wird: Statt der erlaubten 10 Mikrogramm pro Kubikmeter enthält die Atemluft an der Straße in Altona 12 Mikrogramm.

Die deutschen Umweltminister halten 2,5 Mikrogramm pro Kubikmeter für anstrebenswert – ein Wert, der 1998 auch in vielen anderen Hamburger Straßen deutlich überschritten wurde: In der Tarpenbekstraße wurden acht Mikrogramm gemessen, in der Stresemannstraße fünf, in der Barner-straße neun und in der Nordschleswiger Straße ebenfalls neun Mikrogramm. 95 Prozent des Benzols stammen von Kraftfahrzeugen.

Beim ebenfalls krebserzeugenden Ruß aus Dieselmotoren ist die Lage ähnlich dramatisch. Zwar wurde an keiner der Hamburger Meßstellen der gesetzliche Grenzwert von acht Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten. In der Barnerstraße, der Nordschleswiger Straße und der Max-Brauer-Allee blieben die Messungen mit sieben Mikrogramm jedoch nur knapp unter dem Grenzwert. Das Ziel der Umweltministerkonferenz von 1,5 Mikrogramm Dieselruß pro Kubikmeter wurde selbst in der Tarpenbek- und der Stresemannstraße mit je fünf Mikrogramm um ein Vielfaches übertroffen.

Die Grenzwerte für Benzol und Ruß dienen ohnehin nur der Risikobegrenzung, betonte die Umweltbehörde. Mit der Einhaltung der von den Umweltministern angestrebten Werte würde das Risiko von StädterInnen, an Krebs zu erkranken, dem der LandbewohnerInnen angenähert. In Ballungsgebieten erkrankt eineR von 1000, auf dem Land eineR von 5000. Würden die Maßstäbe der Umweltminister eingehalten, läge das Risiko für Stadtmenschen bei 1:2500.

Auch der Kohlendioxid-Ausstoß in Hamburg entwickelt sich in die falsche Richtung. Statt zu sinken, um dem Klimaschutz-Versprechen der Bundesregierung nachzukommen, ist er gewachsen. Rund 15 Prozent des Gases werden vom Autoverkehr verursacht. Kamen 1980 in Hamburg 344 Wagen auf 1000 EinwohnerInnen, waren es vor einem Jahr 419. Seit Mitte der 90er stagniert die Zahl.

Vielen EppendorferInnen hilft das wenig: Gut 26 Prozent von ihnen müssen mit einem vom Verkehr verursachten Dauerschallpegel von mehr als 65 Dezibel leben – das ist lauter als eine Fernseher auf Zimmerlautstärke. In den Stadtteilen mit überdurchschnittlicher Bevölkerungsdichte geht es 18 Prozent der EinwohnerInnen ebenso.