Die Bildung „gehört auch nicht in SPD-Hand“

■ Jurastudent Björn Fecker (21) soll, geht es nach dem Willen des grünen Landesvorstandes, in der Bürgerschaft für die Erneuerung der Grünen-Fraktion stehen

taz: Sie haben begonnen, Jura zu studieren, und vorher bei der Bundeswehr für Kosovo trainiert?

Björn Fecker: Ich habe meinen Zivildienst abgeleistet, wie sich das gehört, in einem Kindergarten.

Was muß sich ändern an der bremischen Politik?

Das Klima ist falsch. Wenn ich ich sehe, daß bei Schülerdemonstrationen Sondereinsatzkommandos geschickt werden und Schüler verprügeln, dann stimmt da was nicht.

Das ist eine Frage der politischen Kultur in Bremen. Ist den Schülern im Nachhinein erklärt worden, ob das normal ist, daß das SEK gegen Schüler eingesetzt wird?

Nein, dafür gab es keine Erklärung des Innensenators.

Fazit: Das Innenressort gehört nicht in CDU-Hand?

Nee, weiß Gott nicht.

Die Bildungspolitik wollen Sie auch verändern?

Ja, die gehört auch nicht in SPD-Hand, sondern in unsere. Die SPD will Schulen schließen und verkaufen, sie hat unsinnige Vergleichsarbeiten schreiben lassen. Die Senatorin hat erst gesagt: Es gibt kein Ranking, und jetzt wird genau das doch gemacht.

Und warum muß die grüne Fraktion erneuert werden?

Die Fraktion könnte vieles anders machen. Ich haben an Sitzungen teilgenommen, auch an einer Klausur. Da fehlt vor allem etwas Teamgeist. Da ist kein Arbeitsklima, alle machen sich gegenseitig an.

Wie in einer zerrütteten Ehe?

Das kann ich nicht beurteilen, ich habe keine Ehe hinter mir.

Das interne Klima ist erschreckend?

Ja, es ist nicht schön. Wenn es keinen Teamgeist gibt, dann kann man auch nichts bewegen. Die grüne Fraktion wurde von der Öffentlichkeit nur als Nein-Sager wahrgenommen, von eigenen Ideen kam wenig rüber. Das gilt allerdings auch für unsere Partei. Viel Inhaltliches hat die in der letzten Zeit nicht gemacht.

Das bedeutet: Der Landesvorstand muß professionell werden und nicht mehr nur ehrenamtlich arbeiten.

Zumindest müßte man darüber nachdenken und die Argumente dafür und dagegen abwägen.

Was war das Ärgerlichste, was die Grünen in den letzten Jahren gemacht haben hier in Bremen?

Soviel haben sie ja nicht gemacht. Ärgerlich finde ich die Haltung der Grünen zur Rice-University. Ich bin gegen die Rice-University.

Was war besonders gut?

Ich denke, wir können mit unserer Bildungspolitik sehr zufrieden sein. Helmut Zachau hat wieder Kontakt zu den Schülern aufgebaut. Das gab es vorher nicht so. Nun hat die Koalition auch so viel Mist gebaut, daß sich das ergab.

Wie sind Sie zu den Grünen gestoßen?

Ich habe lange Zeit Schülervertretungsarbeit gemacht und bin in diesem Zusammenhang auch bei den Grünen eingetreten.

Gibt es in Ihrem persönlichen Umfeld jemanden, der bei den Grünen enagagiert ist?

Nee, eher das Gegenteil. Meine Eltern finden das in Ordnung, daß ich politisch arbeite, auch wenn sie sich eher sorgen, wenn ich zu wenig für die Schule oder fürs Studium mache. Aber mit grünen Kör-nerfressern haben sie nichts am Hut.

Sie wollen nach dem Jura-Studium einmal Staatsanwalt werden?

Nein. Nach dem Jurastudium hat man verschiedene Möglichkeiten. Verfassungsrichter wäre ganz toll.

Das ist natürlich die Krönung einer langen Karriere.

Sicher, dafür bin ich zu jung. Ich leite das eher aus dem ab, was mir im Moment im Studium am meisten Spaß macht.

Für so eine Karriere braucht man eventuell ein Examen, das man nicht mal eben neben einem Bürgerschaftsmandat machen kann.

Klar. Ich habe lange überlegt, ob ich mir die politische Arbeit neben dem Studium zutraue. Ich habe mich dann entschieden, dafür etwas länger zu studieren. Gott sei Dank haben sich ja noch nicht die Leute durchgesetzt, die hohe Studiengebühren haben wollen. Ich würde die vier Jahre Bürgerschaft auch als Lebenserfahrung sehen.

Fragen: Klaus Wolschner