■ Greenpeace wirft seinen Manager Walter Homolka über Bord
: Auf neuem Kurs?

Greenpeace steckt in der Krise. Dabei ist der Rauswurf des Greenpeace-Managers Walter Homolka ein gutes Zeichen. Es zeigt, daß der von demokratischer orientierten Umweltschützern als Multi geschmähte Ökokonzern Greenpeace eben doch nicht vergleichbar ist mit einem x-beliebigen Unternehmen. Einem Unternehmen, das man als Wirtschaftsmanager neben SAP oder Apple auch mal leiten möchte, um einen farbigen Tupfer im Lebenslauf zu haben.

Für Greenpeace-Aktivisten war es nur schwer zu ertragen, einen Chef zu haben, der in Talkshows mehr über sich als über die Greenpeace-Kampagnen redete. Einer, der mit seinem ökologischen Verhalten öffentlich prahlte und dann von Hamburg nach Frankfurt mit dem Flugzeug düste, statt die Bahn zu benutzen. Und vor allem, einen Frontmann zu haben, der von Umweltpolitik nicht viel verstand.

Der Fall Homolka hat aber auch gezeigt, wie träge der Tanker Greenpeace geworden ist. Greenpeace ist längst ein Öko-Multi, dessen deutsche Filiale allein knapp 70 Millionen Mark Einnahmen verwaltet. Ein Unternehmen, das so kritisch beäugt wird, daß man sich zu lange nicht traute, öffentlich einzugestehen, daß man zum zweiten Mal nacheinander den Falschen zum Chef gemacht hatte. Es mußte erst die Zweite Geschäftsführerin aus Protest zurücktreten, um den Aufsichtsrat endlich zum Handeln zu zwingen.

Nun ist klar: Es wird keinen Mister Greenpeace mehr geben. Thilo Bode, der langjährige Chef von Greenpeace Deutschland, inzwischen zum Manager von Greenpeace International aufgestiegen, hatte diese Rolle jahrelang verkörpert. Er hatte auch dem deutschen Greenpeace-Büro eine straffe und hierarchische Struktur verpaßt – und damit manch kreative Köpfe vergrault. Doch die hat Greenpeace bitter nötig. Seine ursprünglich auf reinen Protest angelegten Aktionen hatten sich überlebt. Seit ein paar Jahren tastet sich Greenpeace an neue Kampagnenformen heran: an die Präsentation technischer Alternativlösungen oder die Organisation von Verbraucherprotesten an der Basis.

Seit Grüne maßgeblich die Umweltpolitik im Land machen, ist die Umorientierung nötiger denn je. Nach Bodes Abgang sollte ein neuer Geschäftsführer von Außen dafür Impulse bringen. Das ist mit Homolka nun gescheitert. Zum Glück. Die Aktivisten in der Hamburger Zentrale haben nun die Chance, dieses Machtvakuum zu füllen. Nur sie können verhindern, daß Greenpeace endgültig zum Umweltkonzern mutiert. Matthias Urbach