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: Und immer an den Laser denken

Politische Magazine im Fernsehen gucken, ist seit dem Regierungswechsel besonders traurig. Der Ausstieg aus der Atomenergie kommt ungefähr 2069, die Arbeitslosigkeit sinkt vielleicht in vier Jahren ein bißchen, und Klaus Bednarz guckt auch nicht fröhlicher in die Kamera als vor dem 27. September. Bei den Privaten läuft derweil Werbung: Helmut Markwort präsentiert sein Magazin „Fakten, Fakten, Fakten“. Damit meint er immer ein Focus-Ranking, diesmal vielleicht „Wo ist der beste Tierarzt für den Privatpatienten?“. Deutschland normal, alles wie unter Helmut Kohl, als wäre der Wechsel nie geschehen.

Da hilft nur eins: Glotze aus und ab ins Kino! Da verfliegt die Depression schlagartig, genauergesagt blitzartig, und der Blitz ist rot und nicht von dieser Welt – ein Laser. „Endlich kommt wieder ein neuer Star-Wars-Film in die Kinos“, kündigt eine sekundenkurze Werbung an, und der Zuschauer schöpft trotz 100-Tage-Schröder Hoffnung. Die Kohl-Ära ist doch vorbei, Helmut ist doch weg.

Den letzten „Krieg der Sterne“-Film gab es nämlich nicht zufällig 1982, kurz vor der geistig-moralischen Wende. Eine Ewigkeit her! Trotzdem erinnert sich noch jeder an die Jedi- Ritter, die mit Laser-Schwertern und der mysteriösen Macht kämpften. Sogar eine Prinzessin im weißen Kleid flog bei Star Wars mit im Raumschiff. Ein richtiges Märchen. So etwas war dann nicht mehr so gefragt unter Kohl. Man griff nicht mehr nach den Sternen, sondern nach Eigenheim und Auto. Alles Schlamm von gestern. Kohl ist weg und Star Wars wieder da. Am 2. September ist Premiere in Deutschland, alle guten Menschen freuen sich jetzt schon. Nur Helmut Markwort nicht. Prinzessinnen im Raumschiff und die ominöse Macht lassen sich so schlecht in Rankings fassen. Der Wechsel kommt nicht mit Schröder, sondern mit Verspätung und Luke Skywalker. Und Focus hat keinen Platz in einer Gesellschaft, die träumt, und sei es auch einstweilen nur von Prinzesinnen und Jedi-Rittern. Robin Alexander