Betr.: Joachim Milberg

Wie der rettende Engel wirkt der neue Mann an der BMW- Spitze nicht. Dazu hat Joachim Milberg zu wenig von der Smartness seines Vorgängers, des Maya- und Formel-1-Freundes Bernd Pischetsrieder. Und auch der Glamour seines Vorstandskollegen Wolfgang Reitzle, den die Medien längst als Aufräumer bei BMW gesehen hatten, geht ihm ab. Erschwerend kommen die Umstände seiner Ernennung hinzu – und daß Milberg demnächst 56 Jahre wird: Da für BMW-Vorständler eine Altersgrenze von 60 Jahren zählt, bleiben ihm gerade vier Jahre, um den Automobilbauer wieder auf Kurs zu bringen.

Entsprechend schnell hatte er den Stempel „zweite Wahl – Übergangslösung“ weg. Und die BamS, die dem „harten Hund“ Reitzle nachweinte, setzte noch eins drauf. Milberg sei „sehr nett und umgänglich, aber auch weich und nachgiebig, kein Mann für harte Maßnahmen“.

Das habe Milberg nicht verdient, heißt es im Werk, wo man den soliden und innovationsfreudigen Westfalen schätzt, der seine Laufbahn als Maschinenschlosser begonnen hatte, bevor er sich auf dem zweiten Bildungsweg zum Professor für Produktionstechnik hocharbeitete. Von 1981 bis 1993 lehrte er an der TU in München, bevor er in die Dienste von BMW trat.

Und dort hat er sich nicht nur um neue Arbeitszeitmodelle und die Planung des US-Werks Spartanburg, des ersten BMW-Betriebs im Ausland, verdient gemacht. „Der kennt doch fast jedes Autowerk der Welt“, spötteln Kollegen ehrfürchtig. Auch im obersten BMW-Management soll er, von außen unbemerkt, längst eine zentrale Rolle übernommen haben, während sich Pischetsrieder und Reitzle in der Öffentlichkeit „ihre Hahnenkämpfe lieferten“. Beate Willms