Zellenzucht
: Keine Tierversuche

■ Zehn Jahre forschen für neue Methoden

Die Biologin Michaela Zorn-Kruppa von der Bremer Universität will Tierversuche überflüssig machen. „Wir wollen Zellkulturen entwickeln, die Tests an den Augen lebender Kaninchen ersetzen“, beschreibt sie ihre Arbeit im Rahmen des europäischen Projektes „in vitro oculotoxicity“. Das bisherige Prüfverfahren am Kaninchen sei ohnehin umstritten. Experten hätten insbesondere angezweifelt, ob die Ergebnisse dieser 50 Jahre alten Standardmethode zum Testen unerwünschter Nebenwirkungen auf den Menschen übertragbar seien, so Zorn-Kruppa. Beim Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin heißt es zudem, daß die Tests oft zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen geführt hätten. So habe eine US-amerikanische Studie, in der 20 Labore ein und die selbe Substanz an Kaninchenaugen testeten, Werte von „unbedenklich“ bis „stark bedenklich“ erbracht. Das Team um Michaela Zorn-Kruppa untersucht deshalb die Wirkung von Medikamenten auf isolierte menschliche Augenzellen. Die Substanzen werden dafür in Zellkulturen gespritzt. Eine Analyse ergibt dann, wie die Stoffe die Zellen und ihre Biochemie beeinflussen. Ziel ist es, sogenannte „Marker“ zu finden, zum Beispiel Eiweiße in den Zellen, die sich durch giftige Bestandteile der Medikamente verändern.

Ihre Zellen erhalten die ForscherInnen von Kliniken oder von WissenschaftlerInnen, die sie zum Beispiel aus Tumorzellen oder der Hornhaut des Auges züchten. Am Projekt sind neben mehreren europäischen Arbeitsgruppen auch Augenärzte und Unternehmen beteiligt. Für die pharmazeutische Industrie seien solche Zelltests interessant, weil sie „bedeutend billiger als Tierversuche sind“, erklärt Zorn-Kruppa.

Bis ihre neue Zellmethode in der pharmazeutischen Forschung die Kaninchentests ganz oder zumindest teilweise ersetzen kann, rechnet Zorn-Kruppe mit einem Zeitraum von zehn Jahren. Zuvor müßten die Bremer Ergebnisse mit Daten aus Tierversuchen verglichen und von internationalen Gremien überprüft werden.

Tanja Buchner