Wilder Aktionismus für Jobs

■ Neues Beratungsprojekt in Osterholz will Jugendliche in Jobs vermitteln / Aber nach vier Monaten gibt es erst einen neuen Job - von sozialpädagogischen Verstrickungen

„100.000 Jobs für Junge – Einer auch für Sie“ – mit diesem Spruch wirbt derzeit das bundesweite Sofortprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit. So werbeprofessionell geht es in Osterholz zwar noch nicht zu. Aber auch dort herrscht ähnlich wilder Aktionismus: Im Oktober startete dort blitzschnell ein neues Projekt gegen Jugendarbeitslosigkeit. Vier SozialpädagogInnen gehen seitdem in Jugendtreffs und mit dem Ortsamt auf Jobsuche. Aber nach vier Monaten sprang dabei erst ein einziger Ausbildungsplatz heraus: „Das Projekt ist zwar gut gemeint“, sagt dazu jetzt selbstkritisch Uwe Lange vom Projektträger, „es wurde nur zu schnell aus dem Boden gestampft.“

Wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit vor Ort hatte das Ortsamt im Oktober 1998 einfach losgelegt. Das Vorbild der spontanen Aktion: Ein bereits laufendes Projekt in Findorff (wir berichteten). Dort hatte man schon vor zwei Jahren erkannt: Wer jung und arbeitslos ist, scheut aus Schwellenangst schlichtweg den Weg zur Berufsberatung ins große Arbeitsamt. Deshalb geht ein Berufsberater in Fin-dorff dorthin, wo die Jugendlichen sind – ins Freizeitheim.

Neben praktischer Beratung gibt es dort sozialpädagogisches Coaching – von Freizi-Mitarbeitern, die nicht nur bei Einstellungstests und Bewerbungsschreiben unter die Arme greifen: Sie halten auch Kontakte zu Firmen. Die Erfolgsbilanz: Von den zuletzt beratenen 140 jungen SozialhilfeempfängerInnen brachten sie allein 40 Prozent in Arbeit.

Gezielte Beratung und Betreuung benachteiligter Jugendlicher vor Ort: Das hatten die Osterholzer eigentlich auch anvisiert. Aber mit der rechten Projektorganisation will es jetzt nicht so recht klappen: Zwar sitzt das Bremer Arbeitsamt mit im Boot, aber die zwei Berufsberater aus der Osterholzer Dienststelle gehen nicht in die Jugendtreffs vor Ort. Dafür stellte das Projekt vier stadtteilfremde neue SozialpädagogInnen ein, die auf ABM-Basis arbeiten und selber lange Zeit arbeitslos waren. Sie tun jetzt seit vier Monaten nach eigenen Angaben vor allem eines: In den sieben Jugendtreffs in Sprechstunden „Vertrauen“ bei den Jugendlichen schaffen.

Langzeitarbeitslose ABM-Kräfte seien für den Job wohl doch nicht so geeignet, heißt es jetzt vorsichtig zur langen Einarbeitungszeit. Das Projekt sei zudem künstlich und „aufgepfropft“ entstanden. Trotzdem müsse man allen noch bis zum ABM-Ende im Oktober eine „Chance geben“, sagt Geschäftsführer Uwe Lange vom Projektträger der „Bremer Arbeitslosenselbsthilfe“. Durch und durch positiv sehen dagegen Ortsamtsleiter Gero Rosik und Detlef Stüwe, Abschnittsleiter bei der Berufsberatung im Arbeitsamt, die zukünftige Lage: Solch schweres Vorhaben brauche eben Zeit. Jetzt wolle man erstmal gemeinsam mit SozialpädagogInnen und Jugendlichen eine Betriebsbesichtigung im „Daimler Chrysler“-Werk machen.

„Nicht alle Sozialpädagogen wissen ja, wie so ein Arbeitsplatz aussieht“, sagt Rosik. Deshalb kontaktiert auch er allein zunächst Firmen und Arbeitgeber vor Ort. Erste Praktikumsplätze seien schon versprochen worden. Jetzt müßten nur mehr Arbeitgeber vom Projekt erfahren – aber auch mehr Jugendliche. „Ihr Kinderlein kommet“, schob darum Detlef Stüwe vom Arbeitsamt als Schlachtruf nach.

Katja Ubben

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