Bewag bemüht sich um einen Platz an der Sonne

■ Der Stromversorger weitet sein Engagement für Solarenergie aus. Eine Beteiligung an Photovoltaikanlage ist für Kunden jetzt möglich. BUND fordert bessere Einspeisevergütung

So langsam scheint die Bewag auf den Geschmack zu kommen. Vor zwei Jahren stieg der Stromkonzern erstmals in die Förderung der Solarenergie ein, jetzt weitet er sein Angebot noch aus. Von diesem Jahr an soll es für mehr Verbraucher als bislang möglich sein, ökologisch korrekten Strom zu kaufen oder Photovoltaikanlagen zu finanzieren.

Privatkunden, die kein eigenes Haus oder Grundstück haben, konnten bislang nur über den „Grünen Tarif“ die Solarenergie fördern. Dabei zahlten sie einen höheren Preis pro Kilowattstunde in einen Fonds ein, aus dem Photovoltaikanlagen finanziert werden sollten. 620 Verbraucher beteiligten sich bislang an diesem Produkt. Mit ihrem neuen Modell „Solarstrom“ will die Bewag jedoch die Garantie geben, daß der Kunde tatsächlich solar erzeugten Strom kaufen könne, berichtete gestern der Vorstandsvorsitzende Dietmar Winje. Für eine Kilowattstunde „Solarstrom“ müssen 76 Pfennig bezahlt werden – statt rund 27 Pfennig für konventionellen Strom. Das sei im bundesweiten Vergleich sehr billig, ergänzte Dag Schulze vom WWF, der das Monitoring des Bewag-Solarengagements übernommen hat.

Die neuen Photovoltaikanlagen will die Bewag auf S-Bahnhöfen errichten. Zu dieser Kooperation sei die S-Bahn prinzipiell bereit, Details müßten aber noch geklärt werden, erläuterte Günter Borch von der Bewag. Der Standort der ersten Anlage etwa sei noch offen.

Die Summe, die durch den Grünen Tarif zusammengekommen ist, soll aber nicht verloren sein. 25.000 Mark zahlten die Kunden ein, die von der Bewag um die gleiche Summe aufgestockt wurden. Dieses Geld könne nun in neue Solaranlagen fließen oder den Kunden gutgeschrieben werden. Die Bewag hofft allerdings, die Kunden des Grünen Tarifs für „Solarstrom“ zu gewinnen.

Darüber hinaus können sich die Verbraucher jetzt auch direkt an der Finanzierung von Solaranlagen beteiligen. Auf dem Dach der Technischen Fachhochschule in Wedding baut die Bewag eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 30 Kilowatt. Über „Solarinvest“, wie das neue Produkt heißt, können Kunden Anteilsscheine für 2.399 Mark pro Stück kaufen. Nach 15 Jahren kauft die Bewag diese Anteile zu einem Stückpreis von 3.000 Mark zurück.

Parallel dazu läuft die Solarstrombörse weiter, die 1997 eingerichtet wurde. Betreiber von Solaranlagen können darüber Zuschüsse bekommen und ihren Preis für die Einspeisung ins Bewag-Netz aushandeln. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisierte allerdings, daß die Bewag die Einspeisung nicht zu 100 Prozent vergüte. Das sei in anderen Städten üblich, sagte Stefan Bundscherer vom BUND.

Zufrieden präsentierten gestern die Bewag und Umweltsenator Peter Strieder (SPD) die Halbzeitbilanz der Solarstrombörse, die bis zum Jahr 2000 läuft. 240 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.395 Kilowatt seien bewilligt worden und im Bau, 78 Anlagen am Netz. Um die Nachfrage nach grünem Strom zu steigern, forderte Dag Schulze ein politisches Signal. Senat und Bezirke sollten ihre Liegenschaften mit grünem Strom versorgen. Gleichzeitig, schlug Schulze vor, könne die Bewag zusätzlich grünen Strom von außen einkaufen. Jutta Wagemann