Umweltminister Steenblock im „Pallas“-Strudel

■ Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister Rainder Steenblock mußte im Untersuchungsausschuß zur Ölkatastrophe Stellung nehmen und wirkte dabei zerknirscht

Kiel (taz) – Rainder Steenblock blätterte hilfesuchend in seinen Aktenordnern zum Untergang der „Pallas“. Nichts. Die engbedruckten Seiten, die das schleswig-holsteinische Umweltministerium seinem Chef gestern zur Unterstützung in den Zeugenstand in Kiel mitgegeben hatte, vermochten dem grünen Umweltminister nichts Erhellendes zu bieten. Jedenfalls nichts, was zur Aufklärung „Definition des deutschen Festlandsockels“ beigetragen hätte. Doch auf sie beharrte Heinz Maurus, CDU-Abgeordneter im Kieler Landtag und stellvertretender Leiter eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der sich seit drei Wochen plagt, mittels Nebensächlichkeiten wie den „deutschen Festlandsockel“ den Hergang sowie die politisch Verantwortlichen für ein Schiffsunglück vor der deutschen Nordseeküste zu ermitteln, das im vergangenen Herbst zur bislang größten Umweltverschmutzung im Wattenmeer führte.

Gestern, bei der dritten Sitzung, war das Interesse der Abgeordneten besonders groß. Knapp acht Stunden lang hatten sie Rainder Steenblock verhört, der nach Auffassung vieler Abgeordneter als Minister die politische Verantwortung für den Tod von 16.000 Seevögeln übernehmen sollte.

Selten gelang es ihm, die Lacher auf seine Seite zu ziehen. Selbst da nicht, als er die Sinnlosigkeit der Festlandsockelfrage mit der Frage vorführte: „Wir wollen jetzt also wissen, wer die Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark verantwortlich geregelt hat?“ Steenblock, stichelte CDUler Maurus, solle doch mal lieber sagen, wie der Umgang mit Informationen im Ministerium so laufe. Immer wieder war der grüne Minister kritisiert worden, weil er angeblich zu spät Maßnahmen traf oder aber die falschen. So schlug sein Minsterium mehrmals das Angebot des SPD-Innenministers aus, einen gemeinsamen Krisenstab zu bilden. Erst als das Öl floß, akzeptierte Steenblock am 9. November 1998 die Hilfe. Künftig, räumte er ein, müßten solche „interministeriellen Arbeitsstäbe“ eventuell früher eingerichtet werden. Das Unglück, verteidigte er die eigene Sturheit, alles allein machen zu wollen, hätte jedoch auch ein solcher Krisenstab nicht verhindern können: „Es war Anfang November nicht damit zu rechnen, daß es zum Austritt von großen Mengen von Öl kommen würde.“ Im übrigen aber, verteidigte er sich, sei er stets im Bilde gewesen über das Unglück. Wie das denn sein könne, so der Leiter des Untersuchungsausschusses, Jürgen Hinz (SPD), wo der Minister es vorgezogen habe, inmitten der Katastrophe „privat zu verreisen“. „Ich weiß nicht, ob die Beantwortung dieser Frage zur Sicherheit der deutschen Bucht beiträgt“, sagte Steenblock. Er klang zerknirscht. Heike Haarhoff