Diplomatengruß im Halbstundentakt

■ Der Antrittsbesuch für Botschafter fand erstmals in Berlin statt

Das Wachregiment präsentierte für den Diplomaten aus dem fernen Land das Gewehr. Vor dem leicht verschneiten Schloß Bellevue intonierten die Musiker des Stabs-Musikkorps eine alte Flötenweise aus dem Jahre 1847. Die Soldaten waren am gestrigen Morgen für Botschafter Hernan Beltz Peralta aus Kolumbien angetreten. Es war eine Premiere: Der 59jährige war der erste Diplomat, der am künftigen Regierungssitz dem Bundespräsidenten sein Beglaubigungsschreiben überreichte.

Bislang war die Zeremonie, die den Dienstantritt der Botschafter in der Bundesrepublik markiert, immer vor der Villa Hammerschmidt in Bonn abgelaufen. Nachdem nun aber das Bundespräsidialamt im November nach Berlin umgezogen ist, wollte Herzog auch Diplomaten in Berlin empfangen. Zumindest die nächste Akkreditierung soll aber wieder in Bonn stattfinden.

Der Botschafter aus Kolumbien war aber nicht der einzige Diplomat, der den grippekranken Herzog aufsuchte. Auch die neuen Botschafter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, aus Burundi und den Niederlanden machten Herzog, der trotz der Erkrankung nicht sehr angegriffen wirkte, ihre Aufwartung. So ging es dann im Halbstundentakt: Begrüßung durch das Protokoll auf der Schloß-Treppe, das Wachbataillon präsentiert das Gewehr, Eintragung ins Gästebuch, bei Herzog Überreichung des Beglaubigungsschreibens, 15 Minuten Gespräch, Fahnenhissen nebst Fanfare, Flötenweise zum Abschied. Der nächste Gast konnte kommen.

Berlin ist derzeit im Premierenfieber: Mal tagt in der Metropole, die so lange im Wartestand war, das erste Mal das Kabinett, mal der Koalitionsausschuß aus Bonn. Und nun gab es auch noch die erste Diplomatenakkreditierung. Im Sommer kommt dann aber endlich die Bundesregierung. Ulrich Scharlack, dpa