American Pie
: „Sie wollen Basketball“

■ Die NBA startet, als wäre nichts gewesen

The lovers cried, and the poets dreamed

Einige Leute scheinen sehr begierig darauf gewartet zu haben, daß die Saison in der Basketball-Liga NBA endlich beginnt. Chris Webber zum Beispiel, der beim 109:87 seiner Sacramento Kings gegen Vancouver mit 25 Punkten, 15 Rebounds, 9 Blocks und 8 Assists nur knapp ein Quadruple-Double verfehlte; oder Grant Hill, der beim 106:103 seiner Detroit Pistons gegen Washington 46 Punkte schaffte – Karriererekord; oder Toni Kukoc, der bei den Chicago Bulls versucht, mit jordanesken Werten den berühmtesten Michael der Welt vergessen zu machen: 22 Punkte, 11 Assists und 9 Rebounds trug der Kroate zum 89:84 gegen die L.A. Clippers bei.

Und nicht zuletzt wären da die Fans, die bislang keineswegs den Eindruck machen, als seien sie durch den langen Arbeitskampf verprellt, sondern richtig gierig auf Profibasketball wirken. „Irren ist menschlich, vergeben göttlich“, proklamierte in Indianapolis ein Fan auf einem Schild, fast überall waren die Hallen am Eröffnungswochenende ausverkauft, und der sonntägliche „Doubleheader“ mit zwei Spielen beim Fernsehsender NBC hatte um zwei Prozent höhere Einschaltquoten als der erste im vergangenen Jahr.

„Es ist ein guter Start, aber jeder hier und in der NBA weiß, daß es eben nur ein Start ist“, hütet sich NBC-Sprecher Ed Markey vor übertriebenem Optimismus. Doch die Erleichterung ist allen anzumerken. „Die Super Bowl ist vorbei, sie wollen Basketball“, meint Derek Harper von den titelhungrigen Los Angeles Lakers, und Indianas Reggie Miller frohlockt: „Sie sind bei uns geblieben.“ Beigetragen zum erfolgreichen Saisonstart haben aber sicher auch die Billigtickets für zehn Dollar, die es überall gab, und viele andere Aktionen zur Eröffnung. In den Arenen hielten Ex-Stars wie Magic Johnson und aktuelle Lieblinge wie Penny Hardaway oder Allen Iverson Begrüßungsreden an die Fans. „Wir werden vielleicht nicht jedes Spiel gewinnen“, prophezeite Philadelphias Iverson mit bemerkenswertem Realismus, „aber wir werden jedes Match spielen, als wäre es unser letztes.“ Charles Barkley tut dies sowieso, und jetzt erst recht, denn schließlich muß er Neuzugang Scottie Pippen zeigen, wer der Boß bei den Houston Rockets ist. Mit höflichen Reden an die Zuschauer hielt er sich dabei nicht auf. Im Gegenteil, schon im ersten Spiel, einem 91:99 bei den Lakers, handelte er sich 5.000 Dollar Strafe wegen „obszöner Sprache gegenüber den Fans“ ein. Nun fehlt nur noch, daß Dennis Rodman endlich irgendwo Unterschlupf findet. Matti Lieske