Krümmel-Leukämie aus Elbewasser?

■ Ministerium widerspricht Vermutungen von Institut zu Chlorchemie

Hannover (taz) – Im Wasser der Elbe werden nach Angaben der Hamburger Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Toxikologie und Umweltmedizin seit Jahren hohe Konzentrationen sogenannter Haloether nachgewiesen. Die in einer Konzentration von bis zu 57 Nanogramm pro Liter auftretenden Stoffe stellen inzwischen die Hauptbelastung der Elbe mit chlororganischen Verbindungen dar. Bei Untersuchungen der Arbeitsgruppe zeigten die Haloether eine erbgutschädigende Wirkung. Sie stünden daher im Verdacht, krebserzeugend zu sein. Sie könnten vom Menschen über am Elbufer gewonnenes Trinkwasser, über Fische und auch über die Atemluft aufgenommen werden.

Da die Elbe in der niedersächsischen Elbmarsch eine große Wasserfläche habe, die die Verdunstung von Haloethern begünstige, kämen diese auch als Ursache für die Leukämiehäufung in der Samtgemeinde gegenüber dem AKW Krümmel in Betracht, teilte Stefan Hockertz von der Fraunhofer-Arbeitsgruppe mit. Das widerspräche der These, daß das nahe Atomkraftwerk schuld ist an der hohen Blutkrebsrate vor allem bei Kindern vor Ort.

Ein Sprecher des Sozialministeriums in Hannover wies gestern jedoch darauf hin, daß bereits Anfang der neunziger Jahre chlororganische Belastungen der Elbe als mögliche Ursache der Leukämiehäufung in der Elbmarsch in Betracht gezogen wurden. Entsprechende Messungen hätten jedoch für die Samtgemeinde keine höheren Belastungen ergeben als in anderen ländlichen Regionen. Außerdem habe man seinerzeit anhand der Daten aus den Krebsregistern nach weiteren Leukämiehäufungen in anderen Elbdörfern gesucht. Die Kinderleukämie trat jedoch nur am AKW Krümmel massiv auf. Jürgen Voges