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■ Ski alpinWeltmeister Aamodt ist ein ganz Großer

Vail (taz) – Der Mann sieht aus, als könne er kein Wässerchen trüben. 27 ist er inzwischen, aber seine Gesichtszüge sind noch immer so weich, daß sie ihn in der Skiszene Milchgesicht nennen. Ein gnädiges Lächeln hat er dafür übrig, „wenn sie meinen“.

In seinem Team haben sie ihm einen anderen Namen gegeben. „Babyshark“ heißt er da, kleiner Hai. Das ist zweifellos treffender, und nicht nur das: Auch kleine Haie haben verdammt scharfe Zähne und beißen zu.

Die Rede ist von Kjetil-Andre Aamodt. Am Dienstag in Vail gewann der Norweger Gold in der Kombination vor seinem Landsmann und Freund Lasse Kjus und dem Schweizer Paul Accola. Es war Aamodts 13. Medaille bei Großereignissen, die achte bei einer WM. Die erste hatte er 1991 im Super G gewonnen. Fünfmal stand er bei den Olympischen Spielen 1992 und 1994 auf dem Treppchen, nur in Nagano vor einem Jahr ging er leer aus. Aamodt hat damit auch den großen Marc Girardelli eingeholt, der es in seiner Karriere ebenfalls auf 13 Plaketten (11 x WM, 2 x Olympia) gebracht hatte. Weiterer Glanzpunkt in der Laufbahn des „Edel-Elches“ aus dem hohen Norden ist der Weltcup-Gesamtsieg im Jahre 1994.

Sobald er Ski unter den Füßen spürt, wird im Kopf die Fähigkeit aktiviert, in totale Konzentration zu versinken. Abseits der Piste scheint er dagegen manchmal völlig vergeistigt. Von wegen Konzentration, von Aamodt kursieren Geschichten, daß er Handschuhe verloren hat, weil er sie an der Tankstelle aufs Autodach gelegt hatte und dort dann beim Abfahren vergaß.

Zerstreutheit, sagen die einen. Begleiterscheinung seiner inneren Ruhe, seiner Gelassenheit, sagen die anderen. Der Betroffene teilt dazu nur mit, man könne das „so oder so sehen“. Sei es, wie es ist. Über eines gibt es nichts zu diskutieren: Kjetil- Andre Aamodt, genannt „Babyshark“, ist einer der größten Skifahrer aller Zeiten.Ralf Mittmann

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