Tanzfilmtage

Das Programm der 1. Hamburger Tanzfilmtage Herbstsprung im Alabama geht heute weiter mit einer filmischen Adaption von Michele Anne de Meys Choreografie Sonatas 555, die schon mal auf Kampnagel lief, durch ihren Bruder. In Love Songs bewegen sich die Tänzer auf dem schwarz glänzenden, naßgeregneten Plateau einer stillgelegten Fabrik, andere Szenen spielen in einem stillgelegten Salzstock.

Die Choreographie, die auf der Bühne lieblich und harmonisch wirkte, entwickelt in den (toten) Landschaften eine unbekannte Härte (Do). Einen Einblick in den Butoh-Tanz gibt die poetische Dokumentation Ai Amour (1994). Der Film konzentriert sich auf die Choreographin Carlotta Ikeda und damit auf die erotische, chaotische, weibliche Welt des Butoh (Do).

Der Amerikaner Frederick Wiseman wurde durch seine klassischen Dokumentationen bekannt, in denen er die Armee, die Polizei und die Justiz „von unten“ beleuchtete. Dieses Jahr spionierte er im Trainingssaal des American Ballet Theatre. Ballet heißt sein schonungsloser filmischer Blick auf die Mühsal der Kunst (Fr).

Am Samstag kommen Freunde des Kurzfilms auf ihre Kosten. Vom militanten Einminüter über die Situation in Südafrika bis zum zehnminütigen Kameraexperiment mit akrobatischem Tanz ist das Beste vom diesjährigen Springdance Cinema aus Holland zu sehen: 16 Filme über den (Tanz-)Partnerwechsel in der Kneipe, den Liebesfrust eines Bürohengstes und den „freien Tanz in Jeans, um das Filmmaterial aufzubrauchen.“

Dem Werk der Choreographin Anna Teresa de Keersmaeker widmen sich am Sonntag gleich zwei Filmemacher: Wolfgang Kolb beschäftigte sich in Hoppla (Foto) mit den Bartok-Choreographien der Belgierin. Regisseur Peter Greenaway nutzte das klassische Ambiente des Foyers der Genter Oper, um Rosa über die Schwermut der Liebe zu drehen.

Gabriele Wittmann

(Alle Filme im Alabama-Kino auf Kampnagel. Anfangszeiten siehe Veranstaltungshinweis.)