Erster an der Streikfront

■ IG Metall-Tarifkommission im Norden für Urabstimmung und Arbeitskampf

Die Metaller im Norden machen ernst. Als erste Region in der Bundesrepublik erklärte gestern morgen die Große Tarifkommission der IG Metall Küste die Tarifverhandlungen für gescheitert. Gleichzeitig stellte die Kommission beim Vorstand den Antrag auf Urabstimmung und Streik.

Die IG Metall-Zentrale in Frankfurt wird an diesem Sonntag auf einer Sondersitzung über ihr Konzept für einen möglichen Arbeitskampf beraten. Da die Gespräche in allen Bundesländern ergebnislos abgebrochen wurden, werden auch aus anderen Regionen Streikanträge vorliegen.

Ob der Norden mit seiner florierenden Werft-, Flugzeug- und Elektro-Industrie zum „Pilotbezirk“ des Arbeitskampfes erkoren wird, ist noch nicht klar. Fest steht nur: Wo die erste Urabstimmung durchgeführt wird, wird auch gestreikt. Eine flächendeckende Abstimmung in ganz Deutschland wird es nicht geben.

Selbst wenn der Bezirk Küste mit seinen 170.000 Beschäftigten der Elektro- und Metallindustrie nicht zum Streikgebiet erklärt wird, müssen die Nordlichter für Arbeitskämpfe gewappnet sein. „Es müssen Solidaritätsstreiks und Aktionen vorbereitet werden“, erläuterte gestern IG Metall-Sprecher Siegfried Hörmann.

„Keiner will einen Streik um des Streiks willen“, appellierte Bezirksleiter Frank Teichmüller nochmals an die Vernunft der Arbeitgeber. Er warf dem Unternehmerverband „Nordmetall“ vor, „gezielt und zentral“ von der bundesweiten Vereinigung „Gesamtmetall“ gesteuert auf einen Arbeitskampf hinzuwirken.

Vor der Bundestagswahl sei noch von einem Verteilungsspielraum von vier Prozent geredet worden, kritisierte Teichmüller. Eine Lohnerhöhung in dieser Größenordnung hätte den Beschäftigten eine Kaufkrafterhöhung beschert. Nun „bieten die Arbeitgeber trotz besserer wirtschaftlicher Situation weniger an als in den letzten Jahren“, bemängelte der Gewerkschaftschef.

Der IG Metall-Forderung von 6,5 Prozent mehr Lohn steht das Unternehmer-Angebot von 2,5 Prozent entgegen, wenn das tariflich garantierte Weihnachtsgeld gestrichen und in eine ertragsabhängige Einmalzahlung umgewandelt wird. Magda Schneider