Möhlmann: Meister des Unentschieden

■ HSV weiter ohne Sieg / Diskussionen um Personalwechsel dauern weiter an Von Rainer Glitz

Wenn der Tabellensechzehnte der Fußball-Bundesliga den zwölften empfängt, erwartet sicher niemand ein „Spiel der Woche“. Der Pay-TV-Sender Premiere blieb denn auch am Sonnabend dem Volksparkstadion fern. Die 14.816 Zeugen der Nullnummer wünschten sich am Ende, sie hätten es ebenso gemacht. Schiedsrichter Aust beendete die torlose Partie gegen den gleichfalls enttäuschenden Karlsruher SC zum Glück pünktlich auf die Minute. Seine durchdringende Pfeife war über weite Strecken das einzige, was die Zuschauer wachhielt.

„Zwei, zweieinhalb gute Chancen“ für den Hamburger SV hatte Benno Möhlmann – die Nummer eins auf der Bild-Abschußliste – nach grottenschlechten 90 Minuten gesehen. Seine Taktik, mit Valdas Ivanauskas zu Beginn einen „kampfstarken Spieler, der sich 60, 70 Minuten aufarbeitet“ in die Spitze zu stellen, stieß bei den Fans in der Westkurve auf wenig Verständnis. Die „Jordan Letschkow“-Rufe vor dem Spiel und zur Halbzeitpause waren unüberhörbar.

Erst in der 61. Minute setzte Möhlmann den WM-Helden mit der Nummer 26 ein, dessen „Ideen und überraschende Spielweise für die Entscheidung zu unseren Gunsten hätte sorgen können und sollen“, so der noch amtierende Übungsleiter nach dem Spiel. Überrascht waren aber regelmäßig vor allem die eigenen Mitspieler, die mit Letschkows ansehnlichen Pässen wenig anfangen konnten. Die Lattentreffer von Kmetsch (33.) und Albertz (70.) waren dem zählbaren Erfolg noch am nächsten, ansonsten brillierte der HSV mit ungezählten Fehlpässen in die Tiefe des Raumes.

Der Karlsruher Dirk Schuster brachte den Ball zwar wenigstens einmal über die gegnerische Torlinie, der Treffer in der 40. Minute wurde vom Schiedsrichter jedoch nicht anerkannt. Vorausgegangen war eine der vielen gefährlichen Ecken von Bender, die HSV-Keeper Richard Golz geschickt unterlaufen hatte. „Wir haben die Chance gehabt, Tore zu machen, waren aber nicht aggressiv und energisch genug vor dem Tor“, kommentierte KSC-Coach Winfried Schäfer die weiteren Beinahe-Tore von Knup (30.) und Kirjakow (58.).

Zweimal kam in der Westkurve Jubel auf, nämlich bei den beiden Toren von Hansa Rostock gegen den bisher erfolgreicheren Rivalen vom Millerntor. Und von den St. Pauli-Fans hatte der Block E immerhin eines gelernt: Sarkasmus. „Benno Möhlmann, du bist der beste Mann“, skandierten sie kurz vor Schluß. Ob die Vereinsführung diese Meinung teilt, wird sich im Verlauf des heutigen Tages zeigen. Denn das Noch-Präsidium um Ronald Wulff diniert gemeinsam mit den designierten Nachfolgern, dem mit Vorschußlorbeeren überhäuften Uwe-Seeler-Team.

„Eigentlich stand der Fahrplan ja seit Montag in der Zeitung“, gab Wulff am Sonnabend entnervt zu Protokoll, „dem kann ich im Moment nichts hinzufügen“. Also: Sofortiger Rücktritt der Viererbande Möhlmann, Wulff, Schümann sowie Flomm und kommissarische Führung des HSV durch Uwe Seeler nebst Crew und bis zum Saisonende ein Interimstrainer Felix Magath? Sicher ist: Der Hamburger SV spielt am nächsten Freitag beim KFC Uerdingen gegen den Abstieg, wie auch immer die personelle Besetzung dann aussieht.