Werften versinken

■ IG Metall: Kurswechsel ist notwendig

Die Entwicklung im Schiffbau spitzt sich nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall dramatisch zu. Der Arbeitsplatzabbau in der Werftindustrie in Hamburg und den anderen norddeutschen Küstenländern werde sich bei weiterer Reduzierung der Schiffbaukapazitäten auch 1996 fortsetzen. Diese düstere Prognose gab gestern der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Frank Teichmüller, in Hamburg ab.

Eine Umfrage der Gewerkschaft zur aktuellen Situation bei den Werften habe ergeben, daß es im Westen einen neuerlichen Beschäftigungsrückgang von elf Prozent und im Osten von 8,7 Prozent gegeben habe. Im nächsten Jahr seien nach Einschätzung der Betriebsräte etwa 1 800 weitere Entlassungen an der Küste geplant.

Instrumente zur Beschäftigungssicherung wie Qualifizierungsmaßnahmen und Kurzarbeit würden nicht genügend genutzt, kritisierte die Gewerkschaft. „Werftunternehmen und Politik haben sich lange auf vermeintlichen Lorbeeren ausgeruht“, meinte Teichmüller. Es sei fraglich, daß es im nächsten Jahrtausend noch einen Schiffbau in nennenswertem Umfang auf den norddeutschen Werften geben werde.

Auf diesem Markt, so Teichmüller, könnten sich nur Spitzenprodukte im Hochtechnologiesektor behaupten. Dabei stehe künftig nicht nur das Schiff im Mittelpunkt, sondern die gesamte Logistik, Umschlag und Transportsysteme. Hier müsse schnellstens eine Kurskorrektur erfolgen. „Sonst dürfen sich die Konkurrenten in Ostasien und Osteuropa weiterhin in Ruhe gelassen fühlen“, sagte der norddeutsche IG Metall-Chef. dpa/taz