Ausweisung, die vierte

■ Algerier soll abgeschoben werden, obwohl Bericht vor Mißhandlungen warnt

Angst kann meßbar sein. Drei Mal bereits wehrte sich der Algerier Ahmed Tebbal gegen seine Abschiebung. Er konnte sie verhindern, obwohl er bereits an Händen und Füßen gefesselt im Flugzeug Richtung Algier saß. Für diesen Mittwoch plant die Hamburger Ausländerbehörde nun den vierten Versuch – obgleich ein vor wenigen Tagen veröffentlichter Bericht der Menschenrechtsgruppe „Algeria-watch“ eindringlich vor drohenden Mißhandlungen und Folter in dem Nordafrikanischen Land warnt.

Seit 1993 lebt Tebbal in der Bundesrepublik. Er floh nach Hamburg, nachdem sein Vater und ein älterer Bruder in Algerien festgenommen wurden. Sie sind seither spurlos verschwunden. Dennoch wurde Tebbals Asylantrag abgelehnt. Denn wie stets legte das „Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge“ seiner Entscheidung den Lagebericht des Auswärtigen Amtes zugrunde. Danach ist eine Abschiebung möglich.

Doch der Bericht, so Algeria-watch, „weist deutliche Informationsdefizite auf“. Er nehme fast ausschließlich Bezug auf „offizielle oder halboffizielle Quellen“. Unerwähnt bleibe in den Papieren des Auswärtigen Amtes etwa, daß „auch die Sippenhaft eine weit verbreitete Praxis ist“. Algeria-watch betont: „Zahlreiche Verschwundene sind von Sicherheitskräften, Geheimdienstagenten oder Kommunalgarden entführt worden, weil ein Familienmitglied im Untergrund aktiv oder der Justiz bekannt war“.

Zudem gehen die deutschen Behörden davon aus, daß Algerier, die an ihrem Herkunftsort von Verfolgung bedroht sind, innerhalb ihres Landes weiterfliehen können. Übersehen werde jedoch, erklärt Gabi Hundelshausen vom „Hamburger Flüchtlingsrat“, daß alle direkt in die Hauptstadt Algier ausgeflogen werden: „Dort werden sie dann den Sicherheitskräften übergeben.“

Spätestens. Ahmed Tebbal könnte womöglich schon früher in deren Gewahrsam gelangen. Denn er soll über Frankfurt abgeschoben werden. Von dort fliegt die Linie „Algeria Airlines“– mit landeseigenem Sicherheitspersonal an Bord. ee