Press-Schlag
: Event ohne Heldinnen?

■ Die Medaillenflaute bei der Ski-WM ist eine schlechte Basis für das neue Duo DSV/RTL

Einen echten Erfolg verbuchte der Deutsche Skiverband (DSV) bei der alpinen WM in Vail/Colorado: Das erstmals auf die Beine gestellte „Deutsche Haus“, von der Ofterschwanger Familie Fäßler geführt, fand allgemeinen Anklang. Da konnten die Deutschen sich abends bei einem „Kaltenberg Pils“ Trost verschaffen, wenn es tagsüber auf der Piste nicht wie erhofft geklappt hatte. Und das war die Regel ohne Ausnahme. Erstmals seit der WM 1982 in Schladming mußte der DSV ohne Medaille heim.

Nun ist der Frust groß, insbesondere bei Hilde Gerg und Martina Ertl, die beide unüberraschenderweise im abschließenden Slalom ausschieden. Ihre vierten (Gerg zweimal) und fünften Plätze (Ertl zweimal) sind den Läuferinnen nicht gut genug, „weil an einer WM eben nur eine Medaille zählt“, wie Ertl richtig befand. Frauen- Cheftrainer Wolfgang Maier verlor schon bei einer harmlosen Frage nach Zukunftsperspektiven die Contenance. Eine „megadoofe Blödfrage“ sei das, weil „die Martina und die Hilde die Grundsubstanz haben, das Ding umzudrehen“.

Am sportlichen Können der beiden zweifelt niemand. Aber zu erörtern, ob es sein könnte, daß sie ihre Fähigkeiten nicht so ausspielen können, weil ihnen die Führungsfigur Katja Seizinger fehlt, war allemal legitim. Doch gegen das Wort „Führungsfigur“ scheinen sie allergisch zu sein beim DSV. „Wenn im Fußball der Spielmacher ausfällt“, dozierte Rainer Mutschler, Technischer Leiter beim DSV, „dann hat die Mannschaft ein Problem. Aber im Skifahren muß jeder für sich fahren.“ Die Ausnahmekönnerin Seizinger hat freilich alleine durch ihre Präsenz Druck von den Kolleginnen Ertl und Gerg genommen. Und im Training hat sie sie gefordert und angespornt zugleich. Die DSV-Frauen haben zumindest die Hoffnung, daß Seizinger zurückkommt, die DSV-Männer haben gar nichts.

Das trifft sich auch für den neuen Fernsehpartner RTL schlecht, der ab 1. Januar 2000 statt des öffentlich-rechtlichen Duos ARD/ZDF übertragen soll. Für über 40 Millionen Mark hat der Kölner Privatsender die deutschen TV-Rechte alpin und nordisch bis 2003 eingekauft und sich dabei verpflichtet, alle offiziellen Wettbewerbe auf deutschem Boden in Szene zu setzen. Kein Geheimnis ist, daß RTL vor allem zugriff, weil das Paket die beiden deutschen Veranstaltungen der Vierschanzentournee beinhaltet. Heuer hatte die ARD damit über 40 Prozent Marktanteil erreicht. Die Frage stellt sich, welchen Stellenwert der auf Gewinn schielende Privatsender den Alpinen beimessen wird. Alle Ereignisse auf deutschem Boden in Szene zu setzen, heißt noch lange nicht, sie auch zu senden.

In Vail kursierten Informationen, wonach RTL eifrig Partner suche, die ihm Übertragungen abnehmen. Andererseits hat RTL-Chefredakteur Hans Mahr vollmundig erklärt, man gedenke, „den Skisport wiederzubeleben“. Das unvermeidliche Wort „Event“, zu dem die Sportereignisse aufgemotzt werden sollen, durfte nicht fehlen. Fast schon witzig klang die Ankündigung, „den Skisport auch in Norddeutschland populär zu machen“.

Da stellen wir uns gleich ein Interview vor zwischen einem nichtbayerischen Reporter und dem Lenggrieser Dirndl Gerg:

Reporter: Na, miin Deern, wie is gelaufen?

Hilde Gerg: Jo mei, obiwärts, ogriff'n hob i, bis daß mi's derbröselt hot.

Reporter: Das war wohl bayrisch gesnackt, was?

Gerg: Wos is? An Snack? I hob koan Hunger net.

Oder muß ARD-Hartmann (“Waldi“) mit zu RTL? Der immerhin ist unbestritten ein Event für sich. Ralf Mittmann, Vail