Angeblich Durchbruch in der Lockerbie-Affäre

■ Libysche Verdächtige sollen im Falle ihrer Verurteilung in Schottland ins Gefängnis

New York/Riad (AFP/dpa/taz) Libyen scheint im Streit um eine Auslieferung der mutmaßlichen Lockerbie-Attentäter einzulenken. Vermittler aus Saudi-Arabien und Südafrika berichteten am Samstag, sie hätten sich mit der libyschen Staatsführung darauf verständigt, daß die beiden mutmaßlichen Täter nun doch in Schottland inhaftiert werden können, falls sie verurteilt werden sollten. Libyen und UN-Generalsekretär Kofi Annan bestätigten, daß es bedeutende Fortschritte gegeben habe. Nach Angaben westlicher UN-Diplomaten wollte Annan heute oder morgen einen Brief an Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi schreiben und darin die Übereinkunft schriftlich festhalten.

Bisher hatte Libyens Staatsführung darauf bestanden, die beiden verdächtigten Geheimdienstler, Abdal Bassit Ali al-Megrahi und Chalifa Fimah, allenfalls in den Niederlanden zu inhaftieren. Dort soll auch der Prozeß gegen sie unter dem Vorsitz schottischer Richter stattfinden. Die britische Regierung war am Freitag auf die libysche Forderung eingegangen, UN-Beobachtern Zutritt zu dem Gefängnis zu gewähren, in dem die Verdächtigen im Falle einer Verurteilung letztlich ihre Strafe verbüßen sollen.

Ein zweiter Stolperstein für eine Verständigung war die Frage, ob die UNO nach der Auslieferung der Verdächtigen, wie von Libyen verlangt, die gegen gegen das Land verhängten UN-Sanktionen vollständig aufhebt oder, wie vom UN- Sicherheitsrat im vergangenen August empfohlen, lediglich suspendiert. In dieser Frage vereinbarten die Vermittler, daß Annan feststellen will, daß Libyen nicht mehr in terroristische Aktivitäten verwickelt ist. Der Weg für eine Aufhebung der Sanktionen wäre frei.

Der saudische Botschafter in Washington, Prinz Bandar Ibn Sultan, bestätigte am Samstag abend, es habe „positive Ergebnisse“ bei den Gesprächen gegeben. Gaddafi habe „aufrichtig kooperiert“. Einzelheiten wollte der Botschafter aber zunächst nicht nennen. Er wolle zuerst Annan über den Verlauf informieren, sagte Sultan. Zuvor hatte bereits Südafrikas Präsident Nelson Mandela von „positiven Ergebnissen“ gesprochen, die der südafrikanische Gesandte Jakes Gewel bei den Kontakten in Tripolis erreicht habe. Der britische Außenminister Robin Cook blieb gestern zurückhaltend: Er werde „keine Erleichterung äußern, bevor nicht die beiden Verdächtigen in den Niederlanden gelandet sind“.