Gentech-Experiment mit dem König der Weißweine

■ Bayerische Rebenzüchter wollen demnächst erstmals genmanipulierte Weinstöcke freisetzen

Der erste bundesdeutsche Freisetzungsversuch mit genmanipulierten Weinreben stößt bei fränkischen Winzern und Spitzenköchen auf energischen Widerstand. „Der Versuch ist für uns absolut bedenklich“, sagt der Geschäftsführer der Fränkischen Gebiets-Winzergenossenschaft (GWF), Helmut Schätzlein, „wir distanzieren uns ganz konsequent von der Gentechnik in Verbindung mit Wein“. In der GWF sind rund 2.500 der etwa 7.000 Weinbauern in Franken organisiert. Auch Vertreter der Gastronomie sind von dem Gentech- Versuch, den die Bayerische Landesanstalt für Garten- und Weinbau (LWG) in Veitshöchheim gemeinsam mit dem Siebeldinger Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof durchführen will, nicht begeistert. Bewußt würden wir solche Weine nicht kaufen, meint Roman Schmitt vom Zwei-Sterne-Restaurant „Schweizer Stuben“ in Wertheim-Bettingen.

Als Versuchsobjekt haben sich die Pflanzengenetiker die edelste deutsche Rebsorte, den Riesling, auserkoren. Das Experiment mit dem „König der Weißweine“ soll noch in diesem Jahr beginnen. Nach Angaben der Landesanstalt wurden dem klassischen Riesling im Labor zusätzlich zwei Gene aus der Gerste eingeschleußt. Ziel sei es, den Weinstock und seine Trauben gegen Pilzkrankheiten wie Mehltau und Grauschimmel widerstandsfähig zu machen. Damit würde das Ausbringen von Gift entfallen.

Erste Weine von den 400 Gentech-Reben, die auf dem Geilweilerhof und dem Würzburger „Pfaffenberg“ freigesetzt werden sollen, können in frühestens dreißig Jahren gekeltert werden. Wie die Anstalt berichtete, sind für den Versuch keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen vorgesehen.

„Ein Risiko für Mensch und Umwelt besteht nicht“, betont Professor Reinhard Töpfer, Direktor am Geilweilerhof. Eine Auskreuzung etwa durch Windbestäubung sei zwar nicht auszuschließen. Ihre praktische Auswirkung sei aber gleich „Null“. Der Bund Naturschutz in Bayern dagegen warnt davor, daß die Pollen der Gentech-Reben auf benachbarte Weinberge gelangen könnten. Sie würden dann die daraus gewonnenen Produkte verunreinigen. wlf