Selbstverbrennungsversuch und Schwächeanfälle

■ In Berlin mußten mehrere kurdische Konsulatsbesetzer ins Krankenhaus gebracht werden

In Berlin hatten in der Nacht zu Dienstag gegen 4.30 Uhr etwa 150 Kurden das Griechische Generalkonsulat am Wittenbergplatz besetzt. Im dritten und vierten Stock des fünfstöckigen weißes Gebäudes lehnten vom frühen Morgen an Dutzende kurdische Frauen und Männer aus den Fenstern und riefen Parolen in kurdisch und deutsch – etwa: Wir wollen Öcalan. Vor dem Gebäude standen noch einmal um die 100 Kurden und stimmten in den Chor mit ein.

Statt der griechischen Flagge hatten die Hausbesetzer die Fahne der PKK – die rote Fahne mit einem roten Stern auf gelbem Grund im grünen Kreis – an den kleinen Balkon des Konsulats gehängt. Auf das Hoheitszeichen Griechenlands hatten sie ein Foto Öcalans vor einer kurdischen Fahne geklebt. Auch an den Fenstern hingen ganze Staffetten dieser Bilder. Die Polizei sperrte das Gebäude mit einem Baustellenband ab, hinter dem sie, ausgerüstet mit Helm und Mundschutz, Posten bezogen hatte.

Aus dem Gebäude waren immer wieder das Klirren von Glas sowie das Bersten von Holz zu hören, eine Scheibe der braunen Eingangstür des Generalkonsulats war eingeschlagen. Vor der Absperrung standen im Schneeregen viele Journalisten und etwa ein halbes Dutzend Kamerateams. Im Laufe des Vormittags fuhren mehrere Male Krankenwagen der Feuerwehr vor, Sanitäter kümmerten sich um Kurden, die Hilfe brauchten. Nach Angaben der Feuerwehr wurden insgesamt fünf Besetzer ins Krankenhaus gebracht: eine wegen des Verdachts eines epileptischen Anfalls, drei wegen Schwächeanfällen sowie eine junge Frau, die sich offenbar selbst angezündet hatte. Sie erlitt mittelschwere Verletzungen am Gesicht und an den Händen. Bei der Abfahrt der Krankenwagen klatschten die Kurden vor dem Gebäude. Nach Information eines Sprechers der Kurden warteten die Besetzer seit Mittag auf einen Anruf „aus Kurdistan“, wann europaweit die Aktionen abgebrochen werden sollten. Gegen 14.00 Uhr wurde die Stimmung unter den Besetzern wieder gereizter. Philipp Gessler, Berlin