Friedensappelle nach Brandanschlag

■ Ruhige Stimmung trotz Molliwurf in türkisches Reisebüro

Der Molli flog gegen ein Uhr nachts in das türkische Reisebüro in Bremen-Blumenthal. Die alarmierte Polizei konnte die Flammen am Boden jedoch ganz allein mit einem Feuerlöscher bekämpfen – und übergab der Feuerwehr die restlichen Arbeiten. Dies blieb in der Nacht zum Mittwoch nach der Verhaftung von PKK-Chef Abdullah Öcalan der einzige größere Zwischenfall: Bis auf Jugendliche, die sich an der Tür eines türkischen Feinkostgeschäftes zu schaffen machten, war es ruhig in der Stadt.

Die Bremer Ausländerbeauftragte Dagmar Lill wandte sich jedoch am Morgen mit „Friedensappellen“ an die kurdische Öffentlichkeit. „Gewalt ist kein geeignetes Mittel der Politik“, erklärte sie. Auch der „Dachverband der Ausländer-Kulturvereine in Bremen“ rief die KurdInnen zur „Besonnenheit“ auf. Sie müßten mit „demokratischen und friedlichen Mitteln“ reagieren, sagte der Dachverbands-Vorsitzende Ejvas Stki. Gewalt schade „ihrem Anliegen“.

Kenner der Szene bezeichneten die Lage in Bremen aber gestern im Vergleich zu anderen Städten als nicht so aufgeheizt. Zwar hatten am Dienstag zehn Kurden vergeblich versucht, die Bremische Bürgerschaft zu stürmen. Der alarmierte Bürgerschaftsabgeordnete Arendt Hindriksen (Grüne) konnte aber deeskalieren: Nach seiner Vermittlung löste sich die Demonstration von rund 100 Kurden vor dem Haus der Bürgerschaft friedlich auf.

Nach Ansicht des Bremer Verfassungsschutzes ist der Versuch politischer Gruppen, mit Kurden in Bremen immer wieder ins Gespräch zu kommen, einer der Gründe für die ruhigere Stimmung in der Stadt. So gründete sich vor vier Jahren unter der Schirmherrschaft einiger Bürgerschaftsabgeordneter – u.a. Arendt Hindriksen (Grüne) und Barbara Wulff (SPD) – der Kurdisch-Deutsche Solidaritätsverein. Der Verein wurde zwar 1995 auf Initative von CDU-Innensenator Ralf Borttscheller wegen vermuteter PKK-Nähe verboten. Die Politiker stünden aber weiter in Kontakt mit den Meinungsführern der fast 9.000 Kurden in der Stadt, heißt es im Büro der Ausländerbeauftragten.

Außerdem fände sich in Bremen eine ganz andere Gemengelage: Die Kurden seien zum größten Teil in der sehr gemäßigten Komkar- und Komcivar-Bewegung organisiert, in der sich ältere und junge Kurden zusammenfinden. Diesen Eindruck über Bremen im Vergleich zu beispielsweise extremen PKK-Anhängern in Frankfurt bestätigen auch Verfassungsschützer. (vgl. auch Interview auf S. 22). kat