„Stoiber ist Schröder doch haushoch überlegen“

■ CSU-Generalsekretär Thomas Goppel über Preußen beim Politischen Aschermittwoch in Bayern

Beim diesjährigen Politischen Aschermittwoch haben die Parteien so stark wie nie die Rednerbühnen Niederbayerns besetzt. Zum ersten Mal sprach dabei ein Bundeskanzler, und das sogar in Vilshofen. Dort wurde vor 80 Jahren zum ersten Mal politisiert und gesoffen – am Rande des Roß- und Hornviehmarkts. 1975 verlegte Franz Josef Strauß, unbestrittener Meister der Rededuelle, die CSU-Veranstaltung in die Passauer Nibelungenhalle. Der kleine „Wolferstetter Keller“ in Vilshofen hatte die Schaulustigen nicht mehr gefaßt. Für Gerhard Schröders Rede wurden die Zuhörer eigens in ein Einkaufszentrum am Vilshofener Stadtrand gekarrt.

taz: Wie fühlt man sich als CSU- Generalsekretär, wenn einem die anderen Parteien die Show stehlen?

Thomas Goppel: Uns stiehlt niemand die Show. Imitationen sind immer schlechter als das Original. Wir halten Traditionen hoch und verleihen ihnen neuen Glanz.

Dabei ist das Original doch die Bayernpartei. Die CSU ist erst seit 1953 beim Politischen Aschermittwoch dabei.

Die traditionelle Aschermittwochskundgebung findet seither bei der CSU statt. Heute haben wir in Niederbayern die Zustimmung, die damals andere Kräfte hatten.

Seit Franz Josef Strauß 1988 zum letzten Mal aufgetreten ist, fehlen der CSU aber die großen Redner.

Wir haben doch Edmund Stoiber, der zumindest die gleiche Zustimmung hat. Und heute kommen nicht weniger Zuhörer als bei Strauß. Entscheidend dafür, ob einer gut ist, ist ja wohl die Zahl derer, die kommen.

Eher wohl die Zahl derer, die lachen.

Selbstverständlich wird auch gelacht. Das schafft der Stoiber.

Stoiber ist aber eher ein Saubermann als ein großer Redner. Befürchten Sie nicht, daß Schröder, Fischer oder Trittin ihnen an politischem Witz überlegen sind?

Sie müssen nur gucken, wer bei denen redet. Der Kanzler, der aus Bonn eingeflogen wurde, ist bei nichtssagenden Aussagen durch niemanden zu übertreffen. Zur Arbeitslosigkeit sagt er bloß: Das schaffen wir. Das reicht nicht. Stoiber ist ihm haushoch überlegen.

Auch an rhetorischen Fähigkeiten?

An demagogischen jedenfalls nicht. Demagogie ist nicht unser Geschäft. Der Schröder kann die Leute vielleicht besser besoffen reden. Aber darum geht es uns nicht. Wir wollen den Menschen klare politische Ziele vermitteln.

Wenden Sie sich damit nicht von der Tradition ab, beim Politischen Aschermittwoch eher Sprüche zu klopfen anstatt das Parteiprogramm herunterzubeten?

Wer ein Feuer anfachen will, der muß aufpassen, daß er sich keine Asche in die Nase bläst und er zu niesen anfängt. Wer in die Asche redet, der muß den Kern treffen. Nur dann lodert das Feuer richtig auf.

Mit dem kühlen Stoiber als einzigem Redner der CSU – haben Sie da vor den anderen Parteien keine Angst?

Sie sehen ja: Die anderen leihen sich eine Menge Personal von außen, damit sie ihre Hütten vollkriegen. Wir machen es mit einem aus Bayern und haben kein Problem. Interview: Till Ottlitz