Auf Du und Du mit dem Bachelor
: Englische Zauberwörter

■ Rettet das angelsächsische Hochschulmodell Deutschlands Unis?

Heiß ist die Diskussion in Deutschland um eine Einführung der angelsächsischen Hochschulabschlüsse Bachelor und Master.

Auch in Bremen: Die beiden Zauberwörter werden im künftigen Hochschulrahmengesetz ihren Ehrenplatz finden. Ulrich Teichler vom wissenschaftlichen Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung an der Gesamthochschule Kassel, der sich des Themas gestern auf Einladung der Bremer Grünen annahm, lacht darüber. „Ich kenne alle Länder der Welt – nur die Franzosen und die Deutschen denken, sie könnten sich ihre internationale Anerkennung durch die Übersetzung von Titeln erschleichen.“ Der Monolog eines Experten folgte, der zwischen Sachverstand und Provokationslust freudig hin und hergerissen war und so manches „nich“, „nicht!“, „nicht wahr?!“ an die Adresse der Fachleute Mönch (Ronald, Hochschule Bremen), Müller (Wilfried, Uni Bremen), Kuhn (Hermann, Grüne) abfeuerte.

Die Frage im Hintergrund: Brauchen wir den Bachelor in Deutschland, um die Unterscheidung von Unikarriere light und weitergehenden Masterabschluß einzuführen? Warum nicht, war die so sybillinische Antwort des Kasselers, und mündete in der Warnung, es sich so einfach nicht zu machen.

Vier Drohungen, die die deutsche Hochschuldiskussion ans rettende Ufer der angelsächsischen Prüfungsordnung treiben, skizzierte der Kasseler Forscher: Der deutsche Student ist überqualifiziert. Er ist überaltert. Er ist ein potentieller Studienabbrecher. Er ist vom internationalen Unistandard isoliert. Selbst ein Engländer im Argumentieren mit der dazugehörigen Freude am empiristischen understatement, gab es dann wunderbare kleine Versuche, die Debatte zu entideologisieren: Wußten Sie zum Beispiel, daß es in den USA genausoviele Master-Abschlüsse gibt, wie es in Deutschland Hochschulabschlüsse zusammen gibt?

Die Vorstellung also, qua Einführung einer hochschulkarrieristischen Binnendifferenzierung die Verschlankung der deutschen Hochschulen hinzukriegen, scheint Ulrich Teichler absurd. Im Gegenteil: Vehement war sein Plädoyer, endlich die ErzieherInnen und LogopädInnen mit ins Boot der Universitäten zu holen, um die schreiende Ungerechtigkeit aufzulösen, daß die einen für ihre Ausbildung 40.000 Mark im Schnitt blechen, während die anderen ihr Studium zum Nulltarif kriegen (Bremens Hochschulrektor Ronald Mönch fand das Klasse und knüpfte daran subito ein flammendes Plädoyer für Studiengebühren).

Und auch, warum sich viele ausländische StudentInnen in Deutschland nicht wohlfühlen, begründet sich kaum in einem fehlenden Bachelor, so Teichler: Weit eher spiele das „unfreundliche Lernmilieu“ mit verschlossenen DozentInnentüren und gleichgültigen deutschen Mit-studentInnen eine Rolle. ritz