Mit der Sonne begrünen

Solartechnik führt im Garten- und Landschaftsbau ein Schattendasein. Trotz vielfältiger Chancen scheuen potentielle Nutzer die vermeintlich hohen Kosten  ■ Von Anke Oxenfarth

Ist von Solartechnik die Rede, denken die meisten Menschen als erstes an gläserne Solarmodule auf Hausdächern oder an thermische Solaranlagen, die das Wasser im Schwimmbad erwärmen. Nur wenige wissen, daß es auch im Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau) vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Sonnenenergie gibt.

So können nicht nur Parkscheinautomaten und Notrufsäulen mit Strom gespeist werden, den Photovoltaikanlagen erzeugen. Möglich ist auch der Betrieb der verschiedensten Beleuchtungssysteme in Gärten und Parkanlagen mit Solarstrom.

Tendenziell gilt: Überall da, wo geringe Energiemengen benötigt werden und kein Netzanschluß zur Verfügung steht, stellen die blau- schwarzen Siliciumzellen häufig schon die preiswerteste Stromversorgung dar. Interessant für Gärtner und Landschaftsplaner sind auch solarbetriebene Pumpanlagen. Die meisten der gängigen Bewässerungssysteme, Springbrunnen oder Wasserläufe lassen sich auch mit Photovoltaikanlagen kombinieren.

Dabei unterscheidet man zwischen Pumpanlagen, die batteriegepuffert betrieben und solchen, die direkt gekoppelt aufgebaut werden. Im ersten Fall wird die aus dem Sonnenlicht gewonnene Energie in einem Batteriesystem zwischengespeichert und steht damit jederzeit zur Verfügung. Im zweiten Fall wird die Pumpanlage direkt durch Solarmodule betrieben. Die Wasserförderung ist dann von der Intensität der Sonneneinstrahlung abhängig: bei starkem Sonnenschein wird viel Wasser gefördert, scheint die Sonne nur schwach, ist es entsprechend weniger.

Diese Tatsache können sich auch Landwirte und private Gartenbesitzer zunutze machen. Schließlich ist der Wasserbedarf im Frühjahr und Sommer auf dem Feld und im Garten am größten. Außerdem sind gerade Kleingartenkolonien häufig nicht ans öffentliche Stromnetz angeschlossen. Das Verlegen von Stromkabeln ist in solchen Fällen meist deutlich teurer als das Errichten einer Solaranlage.

Daß Solartechnik außerdem auch als ästhetisches Gestaltungsmittel im GaLaBau eingesetzt werden kann, beweisen die „Solar- Sonnenblumen“ am Falkplatz in Berlin-Prenzlauer Berg. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Max- Schmeling-Halle ist dort vor knapp zwei Jahren ein Regenwasserspeicher mit attraktiven Wasserflächen entstanden. Die Pumpe für den Bachlauf ist an eine Photovoltaikanlage gekoppelt, deren Solarmodule wie Blütenblätter um einen Mast herum angeordnet sind.

Eine derartige Einbindung von Solaranlagen in öffentliche Grünflächen stellt indes noch die Ausnahme dar. Warum das so ist, erläutert Klaus Schlemper, Geschäftsführer der Corona Solartechnik GmbH, die die „Solar- Sonnenblumen“ entworfen hat und betreut. „Einerseits besteht nach wie vor ein überraschend großes Informationsdefizit bei Landschaftsplanern und privaten Gartenbesitzern. Andererseits schrecken viele vor der relativ hohen Anfangsinvestition zurück. Dabei gibt es doch diverse Förderprogramme.“

Die gibt es tatsächlich zuhauf. Allerdings wird die Förderung in den einzelnen Bundesländern recht unterschiedlich gehandhabt. Oft sind die verschiedenen Förderprogramme vom Bund und Ländern nicht oder nur teilweise kombinierbar. Selbst Insider sprechen daher von einem nur schwer zu überschauenden „Förderdschungel“.

Hinzu kommt, daß sich nur wenige der Solartechnik-Betriebe auf den GaLaBau spezialisiert haben. Das liegt zum einen an der zeitaufwendigen und finanziell kaum lohnenden Überzeugungsarbeit, die bei den privaten Kunden erst noch zu leisten ist. Zum anderen werden die Möglichkeiten der Solartechnik in öffenentlichen Ausschreibungen für den GaLaBau oft noch zuwenig berücksichtigt.

Stellvertretend für andere in der Solarbranche fordert daher Klaus Kalberlah, Vorstandsvorsitzender der Eurosun Solartechnik AG, eine zentrale Anlaufstelle: „Es müßte in jedem Bundesland eine Art Solarbeauftragten geben, der die vielfältigen und aussichtsreichen, aber leider völlig zersplitterten Aktivitäten im Bereich der Solartechnik behutsam koordiniert und dafür sorgt, daß die reichlich vorhandene Sachkompetenz frühzeitig in den Planungs- und Entscheidungsprozeß mit einfließt.“

Bis es eine derartige Koordinierungsstelle gibt, kann der interessierte Gartenbesitzer nur eines tun: sich an die Solartechnik-Fachbetriebe wenden. Die beraten nicht nur kompetent bei der Auswahl einer geeigneten Solaranlage, sondern helfen häufig auch beim Beantragen der Fördermittel.