Pleiten, Pech und Pallas

Schleswig-Holsteins Umweltministerium hat die Probleme beim Entleeren der Pallas vor Amrum unterschätzt. Jetzt kontrolliert Greenpeace das Abpumpen des Öls  ■ Aus Kiel Heike Harhoff

Schleswig-Holsteins Umweltminister Rainder Steenblock (Bündnis 90/Die Grünen) hat ein neues Expertenteam engagiert, um die Bergungsarbeiten an Bord des havarierten Holzfrachters „Pallas“ endlich in den Griff zu kriegen. Umweltschützer der Organisation Greenpeace dürfen ab sofort auf den Ölbekämpfungsschiffen des Ministeriums mitfahren und die Abpumparbeiten kontrollieren. Darauf habe man sich mit Umweltminister Steenblock geeinigt, triumphierte Greenpeace gestern in Kiel. „Es gibt dieses Angebot“, bestätigte das Ministerium sichtlich genervt.

Nach dem Ende der Winterstürme soll mit den Arbeiten vor Amrum begonnen werden, wo die Pallas im Oktober brennend angetrieben wurde und auslaufendes Öl 16.000 Seevögel tötete. Um die Arbeiten zu beschleunigen, sollen neben dem Ölbekämpfungsschiff „Sardine“ zwei weitere Ölschiffe eingesetzt werden. Damit wurde ein Streit um die Ölentsorgung zwischen Ministerium und Greenpeace beigelegt. Denn immer noch lagern im Schiff erhebliche Mengen Öl – und zwar weitaus mehr, als das Umweltministerium zunächst zugegeben hat. Steenblocks Mitarbeiter hatten vor einer Woche erklärt, höchstens noch drei Tonnen Öl befänden sich in den Tanks des Schiffes, die durch einen Knick im Rumpf weiterhin ins Meer liefen. Daraufhin besetzte Greenpeace das Wrack, um das Öl mit Schaufeln und Eimern selbst zu entsorgen.

„Ich war entgeistert“, schilderte Greenpeace-Kapitän Peter Mascow seine ersten Eindrücke. Mindestens 20 Tonnen Schweröl habe seine Crew vorgefunden. „Schotten, Luken, alles war verölt.“ Allein 1,2 Tonnen Öl konnte Greenpeace in zwei Tagen „mit unserer steinzeitlichen Methode“ bergen. Greenpeace kritisierte, das Ministerium habe „die Dramatik nicht erkannt“ und auch beim Abpumpen auf ungeeignete Methoden gesetzt. So habe die „Sardine“ das Öl aus den Laderäumen gar nicht abpumpen können, „weil dort Holzstücke, verbrannte Abgasrohre und anderer Müll herumschwammen“, so Ölfachmann Peter Küster, die „die Saugrüssel sofort verstopft hätten“. Für die Bergung des unverschmutzten Öls aus den Seitentanks sei das gute Wetter Anfang Februar nicht genutzt worden. Das Schiff war erst vergangenen Samstag losgeschickt worden, um dann immerhin 10 Tonnen Öl abzupumpen.

Minister Steenblock habe wieder einmal „schlechte Berater gehabt“. Dem Vorwurf der Umweltschutzverbände BUND und Nabu, Steenblock schade dem Naturschutz im Land und solle deswegen zurücktreten, mochte sich Greenpeace dagegen nicht anschließen.