Zweisprachige Gewißheit

■ Neue Broschüre zur Pränataldiagnostik von Behörde, Ärzten und Beratungsstellen

Hamburgs Gleichstellungssenatorin Krista Sager trat gestern mit Erleichterung im Blick und einem druckfrischen Faltblatt in der Hand vor die Presse. Endlich sei es gelungen, freute sich die GAL-Politikerin, im Streit um die Pränataldiagnostik – das ist die medizinische Früherkennung möglicher Krankheiten oder Fehlbildungen noch vor der Geburt – eine Broschüre für werdende Eltern zusammenzustellen, die sowohl von FrauenärztInnen als auch von Hebammen, Beratungsstellen und Behindertenverbänden unterstützt werde.

Das Faltblatt, das in einer Auflage von 10.000 Stück erschienen ist, liegt unter dem Titel „Was will ich über mein ungeborenes Kind wissen?“ ab sofort in allen gynäkologischen Praxen Hamburgs aus, und zwar in Deutsch und in Türkisch.

„Wir wollen damit die Beratung zur Pränataldiagnostik unterstützen“, erklärte die Gynäkologin und Autorin Beate Homann. Das Faltblatt könne das Beratungsgespräch jedoch nicht ersetzen. Ziel sei es, zu verhindern, „daß Eltern überstürzte Entscheidungen treffen, weil sie unvorbereitet mit Untersuchungsergebnissen konfrontiert werden“.

Die pränatale Diagnostik, ergänzte Sager, entwickele sich „rasant“. Es werde immer früher und immer umfassender möglich, eventuelle Fehlbildungen, Wachstumsstörungen, Infektionen, genetisch bedingte Krankheiten und Behinderungen eines Kindes im Mutterleib zu erkennen. Sehr viele Erkrankungen seien allerdings nur feststellbar, nicht aber therapierbar.

Damit würden Eltern in einen Entscheidungskonflikt gebracht – für oder gegen die Fortsetzung der Schwangerschaft. Wie auch immer die Entscheidung ausfalle, sie solle „selbstbestimmt und eigenverantwortlich“ sein, erklärte Sager. Das Faltblatt könne dabei helfen.

Thomas Gent vom Berufsverband der Frauenärzte wies darauf hin, daß Eltern ebenso das Recht hätten, auf die Pränataldiagnostik zu verzichten. 14 Verbände und Institutionen, sowohl Vertretungen der Fachärzte als auch der Behinderten, hatten sich in einjährigen Konsensgesprächen auf den Inhalt der Broschüre geeinigt. hh