Schöner putzen Ost

■ Eine Ausstellung in der Kulturbrauerei zum Werk des DDR-Produktdesigners Horst Keil

„Auch Du hälst die Küche sauber, Genosse!“ ist auf einer Postkarte zu lesen, die einen Mann mit Besen in der Hand zeigt, der mit dem Finger auf den Betrachter weist. Sie hängt in vielen Küchen ost- wie westdeutscher Haushalte. Tja, so war die DDR eben auch: Der deutsche Putz- und Sauberkeitswahn war auch im Osten zu Hause. Die chemische Industrie der DDR steuerte allerhand Produkte bei, die der ostdeutschen Hausfrau beim Putzen und Waschen helfen sollten. Einige wurden zu Klassikern der Putzgeschichte.

Noch heute kann man einen Ostdeutschen zum Beispiel an einem einzigen Zauberwort erkennen: „Fit“! So gut wie jeder im Osten kennt das Geschirrspülmittel. Kein Wunder, deckte die Abwaschhilfe früher doch 85 Prozent des DDR-Bedarfs. Heute sind es im Osten immer noch 40 Prozent. In den fünfziger und sechziger Jahren wurde Fit noch kräftig beworben. Später sparte man sich diese Art von Kundenfang. Die dünne Warendecke machte Werbung überflüssig.

Horst Geil, Jahrgang 1919, erdachte das Fit-Markenzeichen: den Fit-Tropfen, eine fröhlich zwinkernde Figur, aus Tropfen und Pfeil. In der Sammlung industrielle Gestaltung in der Kulturbrauerei gibt es zur Zeit eine Ausstellung mit einer umfassenden Auswahl seiner Arbeiten zu sehen.

Nach Krieg und Gefangenschaft kehrte der gebürtige Chemnitzer 1948 in seine Heimatstadt zurück. Der gelernte Gebrauchsgrafiker wurde Atelierleiter im VEB Fettchemie und in den Fewa-Werken. Auch das Waschmittel „Fewa“ brachte man mit einer einprägsamen Werbefigur an die Frau. Die „Fewa-Johanna“ war zwar bereits 1938 vom Grafiker Karl Nebel entworfen worden, aber Horst Geil verpaßte ihr ein neues Aussehen. „Mich reizte vor allem, das bereits vorhandene Markenbild aus seiner Erstarrung zu lösen“, erklärt Geil. Die Figur wurde runder, freundlicher, aber auch anmutiger. So, wie sich das für eine sozialistische Hausfrau gehörte: mit Putzlappen und Schrubber bestens vertraut und trotzdem ganz Frau.

An dem Schaffen Horst Geils läßt sich exemplarisch die Entwicklung der DDR-Grafik nachvollziehen. Ganz der in den dreißiger Jahren absolvierten Ausbildung verpflichtet, zeigen die ersten Werbegrafiken schöne, attraktive Menschen in naturalistischer Pose. Die Ufa-Filmästhetik läßt grüßen.

Horst Geil war sein ganzes Schaffen über im Dienst der chemischen Industrie tätig und entwickelte Markenbilder von Waschmitteln bis zu Insektenvernichtern. Mit der Zeit wurde die Formensprache Geils klarer, sein reduzierter Stil wurde Markenzeichen vieler seiner Arbeiten. Die Farbenwahl geriet mitunter kühn, es lassen sich geradezu konstruktivistische Anklänge finden.

Für das Waschmittel „Fay“ entwarf Geil schon 1957 ein Plakat mit für DDR-Verhältnisse ungewohnter Optik. Eine stilisierte Frau mit ausgestreckten Armen teilt das Bild in Segmente, die in Blau und Weiß gehalten sind. Dazu sattes Rot und ein Strichmuster im Kleid. Horst Geil brachte nicht nur neue Grafikelemente in die Werbung, er entwarf auch ein neues, moderneres Frauenbild. Andreas Hergeth

Bis 11. April, Mi.–So. 14–21 Uhr, Sammlung industrielle Gestaltung, Knaackstraße 97, Prenzlauer Berg