„Pallas“ für immer auf dem Grund der Nordsee

■ Totalbergung ist dem Kieler Kabinett zu teuer. Kritik der Basis an Steenblock wächst

Hamburg (taz) – Das Wrack des vor Amrum gestrandeten Holzfrachters „Pallas“ wird nicht gehoben. Das beschloß gestern das schleswig-holsteinische Kabinett. Eine „Totalbergung“, also das Abschleppen des Wracks, sei zwar „technisch möglich“, aber mit 12 Millionen Mark zu teuer, begründete Umweltminister Rainder Steenblock (Grüne) das Abweichen von dem Verfahren, nach dem bereits 2.000 Havaristen in der Nordsee entsorgt wurden.

Jetzt sollen die Laderäume vom Restöl befreit werden. Dann werden Brückenhaus und Maschinenraum von Abfall und Brandresten entmüllt. In das Wrack soll Sand gespült werden, damit sich die „Pallas“ nie wieder bewegt. Das alles kostet 2 Millionen Mark. Den Löwenanteil trägt das Land, 300.000 Mark der Bund und die anderen Küstenländer. Eine „nachhaltige Schädigung des Ökosystems Wattenmeer“ sei „nicht zu erwarten“, so Steenblock.

Unterdessen nimmt die Kritik an dem grünen Umweltminister aus den eigenen Reihen an Schärfe zu. Parteimitglieder erklärten gegenüber der taz, die Suche nach einem Nachfolger laufe bereits – unter Beteiligung der Umweltverbände BUND, Nabu und Landesnaturschutzverband. Diese fordern angesichts „der devoten Verzichtspolitik“ Steenblocks Rücktritt. Die sechsköpfige Landtagsfraktion steht noch mehrheitlich hinter dem prominentesten schleswig-holsteinischen Grünen und Vizeministerpräsidenten. Eine Ausnahme bildet die Abgeordnete Adelheid Winking-Nikolay, die mit Parteiaustritt unter Beibehalt ihres Mandats droht, sollte an Steenblock festgehalten werden.

Doch an der Basis rumort es gewaltig. Die linke Gruppierung „basisgrün“ will von Steenblock „dein Eingeständnis des völligen Versagens“, um den „Schaden“ für die Partei „gering zu halten“. Der Kreisverband von Rendsburg-Eckernförde, dem flächengrößten westdeutschen Kreis, droht, sich am Landtagswahlkampf 2000 „finanziell nicht zu beteiligen“.

Eine weitere Schlappe mußte Steenblock am Montag vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß „Pallas“ einstecken. Der Geschäftsführer des Deutschen Vereins für Internationales Seerecht, Hans-Heinrich Nöll, erklärte, wegen der drohenden Gefahr für die Küste hätten die Behörden viel früher selbständig handeln müssen, anstatt die Bergungsversuche des Reeders abzuwarten. Das Ministerium dagegen erklärte, erst bei drohender Ölverschmutzung zuständig zu sein; auf hoher See liege die Verantwortung beim Bund. Heike Haarhoff