Wiesbadener Gar-Küche

■ Der Bungalow Club feiert die totale Musikmischung und bringt den Roten Salon zum Rauchen. Die Küche aber will die Menschheit retten

Wer es noch nicht weiß: Richtig nette Partys in richtig verrauchter Umgebung feiert man am besten im Roten Salon.

Und da sich bei „Le Club“, den Veranstaltern des Berliner bungalow-Labels, inzwischen „die Idee der totalen Musikmischung“ durchgesetzt hat, feiert man mit Club-Sounds, Hammondorgel satt, Big Beats und Rhythmus und Pop und Lounge und wie sie alle heißen.

Natürlich gibt es bei diesen modernen Tanz-Allnightern, die sich schon seit Jahren nicht mehr mit dem schwammigen Begriff „Easy Listening“ abkaspern lassen (obwohl es irgendwann, vor ewigen Zeiten, mal mit Mono-Plattenspielern samt Herb-Alpert-, France- Gall- und Jimmy-Smith-Platten angefangen hatte), auch hin und wieder echte Live-Bands mit echten Instrumenten zu sehen. So zum Beispiel heute abend „Die Küche“ aus Wiesbaden, die die Menschheit „durch die heilende Kraft des Hammond-Sounds“ retten wollen.

Das ist erstens sehr löblich, und zweitens nennt sich der Bandleader und Organist Peter „Magic“ Gerlach. Die anderen haben auch recht einfallsreiche Namen, und sie spielen – natürlich – ein paar hübsche 60er- und 70er-Soundtrackklassiker und sogar eigene Stücke. Laut Presseinfo will die Band bei ihren „liebevollen Ansagen“ zumindest so tun, als ob sie auf die Bedürfnisse des Publikums einginge, was so ein Live-Erlebnis ja enorm aufwerten kann.

Aber weil der ganze Schmu ursprünglich mal aus der Konservenmusik entstanden ist, gibt es zusätzlich eine eindrucksvolle Palette von DJs zwischen Beat und Japan- Pop. Der bungalow-Haus-DJ Stereo De Luxe will ein „Modern Sound Panorama“ anbieten, und das klingt schwer nach easy Retro- Musik, mit schönen House-Pop- Beats gemixt. DJ Maxwell Implosion bastelt gerade an einer LP, vielleicht gibt es davon schon ein paar Tracks zu hören: viel Französisch, viel zum Tanzen, viele sphärische Kleinmädchenstimmen. Und die Gastgeber, Labelchefs und Linkshänder Le Hammond Inferno, bringen von ihrer Japan- Tour neue, textmäßig gewohnt schwerverständliche Pop-Perlen mit.

Bei solcherlei Musik und dazugehöriger Party ist es wie bei Sushi oder Heavy Metal: Man muß richtig Lust dazu haben, um es zu genießen, man kann sich nicht überreden lassen. Aber wenn man einmal den inneren, unrhythmischen Schweinehund überwunden und sich unauffällig unter die anderen TranspirantInnen auf die Tanzfläche gemischt hat, dann geht es doch immer wieder erstaunlich gut. Jenni Zylka

Roter Salon, 22 Uhr, Bungalow Club: Le Hammond Inferno, DJs Maxwell und Stereo de Luxe, Copaseticy + live, Die Küche aus Wiesbaden