Unterm Strich

In den USA gibt es eine Kampagne gegen Elia Kazan, der dieses Jahr für sein Lebenswerk mit einem Ehren- Oscar ausgezeichnet werden soll. Filmschaffende, die in den 50er Jahren bei den antikommunistischen Kampagnen auf schwarze Listen gesetzt wurden, wollen ihm seine damaligen Aussagen gegen Freunde und Kollegen nicht vergeben. Nachdem bekannt wurde, daß der 89jährige Regisseur den Oscar am 21. März selbst in Empfang nehmen will, wurde Geld gesammelt, um Anzeigen gegen ihn in den Fachblättern Hollywood Reporter und Daily Variety zu plazieren. Darüber hinaus will eine Gruppe vor dem Dorothy- Chandler-Pavillon demonstrieren, kündigte der 79jährige Drehbuchschreiber Bernard Gordon an, der damals auf die schwarze Liste gesetzt wurde. Im Saal selbst soll nur dazu aufgerufen werden, Kazan den Beifall zu verweigern. „Wir wollen unsere Grundposition klarmachen, daß es schändlich ist, einen Mann zu ehren, der sich duckte“, sagte Gordon.

Dabei sind Kazans Filme selbst stets widerborstig gewesen. Nachdem die USA aus dem Zweiten Weltkrieg als moralischer Sieger gegen Deutschland hervorgegnagen waren, zeigte er in „Gentlemen's Agreement“ den Antisemitismus im eigenen Land. Der Film wurde mit Oscars als bester des Jahres überhaupt und für die beste Regie ausgezeichnet. Beide Auszeichnungen erhielt Kazan auch 1954 für „Die Faust im Nacken“, als er die von Gangstern beherrschte Hafenarbeitergewerkschaft in New York attackierte. Andere Kazan-Filme waren das Revolutionsdrama „Viva Zapata“, sowie „Endstation Sehnsucht“ oder „Jenseits von Eden“.

In New York war Kazan zunächst Mitglied der Group Theater Company, 1934 trat er der Kommunistischen Partei bei. In den 50er Jahren zählte er zu denjenigen Filmemachern, die vor dem „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ alte Parteigenossen beim Namen nannte. Er weigerte sich auch Jahrzehnte später noch, diese Denunziationen zurückzunehmen oder zu bedauern. In seiner 1988 erschienenen Autobiographie erklärte er trotzig, er habe richtig gehandelt und würde es wieder tun.

Hat er oder hat er nicht? James Beck von der Columbia University in New York meint: Nein, Michelangelo war nicht schwul. In seiner neuen Studie „The World of Michelangelo“ erklärt der Kunsthistoriker, es gäbe „keinen ausreichenden historischen Beweis, um ihn für homosexuell zu halten“. Daß Michelangelos Gemälde und Skulpturen von Frauen allesamt männliche Proportionen und Muskeln haben, sei bloß Stilmittel. Und auch daß der in Florenz geborene Künstler sich vornehmlich mit männlichen Freunden umgab, reicht für Beck als Beweis der Homosexualität nicht aus. „Er hat seine Libido ganz einfach gebremst und nur sehr wenige oder gar keine sexuellen Erfahrungen gehabt“, vermutet der Historiker.