Alpen in Not

Berlin (taz) – Die heftigen Schneefälle der vergangenen Wochen führten zu einer ganzen Serie tödlicher Lawinenunglücke. Bereits Ende Januar kam ein Snowboarder in den französischen Alpen in einer Lawine zu Tode. Am 9. Februar starben nördlich von Chamonix zwölf Menschen, als zwei Lawinen mehrere Chalets begruben. Im Schweizer Wintersportort Evolène wurden am 21. Februar zehn Menschen von den herabrollenden Schneemassen in den Tod gerissen.

Nun werden auch die deutschen und Schweizer Alpen von Lawinen heimgesucht. In den Schweizer Alpen sitzen mittlerweile über 100.000 Menschen fest. Im Oberwallis werden seit gestern etwa 1.000 eingeschlossene Touristen und Einheimische aus den lawinengefährdeten Tälern evakuiert. Hubschrauber waren pausenlos im Einsatz, um Stromgeneratoren und Lebensmittel in die isolierten Bergdörfer zu fliegen.

Auch in den deutschen Alpen haben Behörden die höchste Lawinen-Alarmstufe ausgerufen. In der Nähe des oberbayerischen Mittenwald wurden etwa 100 Menschen vorsorglich bei Verwandten oder bei der Bundeswehr untergebracht. Dort waren am Dienstag zwei Lawinen abgegangen, die jedoch vor mehreren Häusern zum Stillstand kamen.

Die Behörden warnen seit Ende Januar vor der Lawinengefahr. Viele Urlauber hat das nicht abgehalten, ihren Skiurlaub anzutreten. Nach Auskunft eines Sicherheitsexperten beim Deutschen Skiverband müssen Verschüttete oder deren Hinterbliebene für Rettungseinsätze zum Teil tief in die Tasche greifen, wenn das Lawinenunglück nachweislich selbstverschuldet ist. Unklar ist hingegen nach Angaben des Deutschen Reisebüro Verbandes, wer die Haftung für einen nichtangetretenen Urlaub in ein lawinengefährdetes Gebiet übernimmt. Nathalie Sopacua