Prügelpolizisten vor dem Kadi

Fünf Zivilfahnder der Wache Lerchenstraße im Schanzenviertel wegen Mißhandlung eines jungen Afrikaners angeklagt  ■ Von Magda Schneider

Es ist amtlich: Fünf Polizisten des Lerchenstraßen-Reviers stehen ab 18. Mai vor dem Hamburgischen Amtsgericht. „Das Verfahren ist eröffnet“, bestätigte gestern eine Gerichtssprecherin. Die Zivilfahnder müssen sich wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung verantworten, weil sie den Schwarzafrikaner Alimang S. am 14. November 1997 in einem Hinterhof des Schlachthofes schwer mißhandelt haben sollen (taz berichtete damals).

Der seinerzeit 18jährige Flüchtling aus Sierra Leone war von zwei Fahndern der „16P“(Präsenz)-Schicht, Uwe E. und Carsten Sch., auf dem Schulterblatt zur Personalienüberprüfung angehalten worden. Unter dem Vorwand, „etwas“ im Revier überprüfen zu müssen, nötigten sie den Mann in ihr Auto. Statt zur Wache fuhren sie aber zum ehemaligen Schlachthofgelände an der Lagerstraße. Auf dem Weg dorthin stiegen noch drei weitere Zivilbeamte zu. Auf dem Parkplatz neben dem Sternschanzenbahnhof wurde der 18jährige aus dem Wagen gezerrt. Vor allem Uwe E. und Carsten Sch. sollen laut Anklage mehrfach auf ihn eingeschlagen haben, während die drei anderen tatenlos zusahen. Um Schmerzensschreie zu unterdrücken, stopfte Uwe E. dem Opfer seinen Handschuh in den Mund.

E. ist kein Unbekannter. Bereits als Mitglied der berüchtigten „16E“(Einsatz)-Schicht, die für mehrere rechtswidrige Übergriffe auf die Flora-Szene und an der Hafenstraße verantwortlich zeichnete, war er mehrfach in Erscheinung getreten. Die „16E“-Schicht wurde infolge des Polizeiskandals von Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) vor vier Jahren kurzerhand in „16P“-Schicht umbenannt.

Nachdem die Beamten den Mißhandelten mit Prellungen und blutenden Gesichtsverletzungen liegengelassen hatten, schleppte der sich zur Straße. Ein Taxifahrer alarmierte die Polizei – des zuständigen Reviers Lerchenstraße. Während der Anzeigenaufnahme durch uniformierte Beamte auf der Wache traf S. seine Peiniger wieder, die gerade zur Tür hereinkamen. Als sie S. erkannten, bezichtigten sie ihn des Drogenhandels.

Licht in das Dunkel der unterschiedlichen Versionen brachte das „Dezernat Interne Ermittlungen“ (DIE). Bei einer Razzia in der Wache 16 wurden die Handschuhe von Uwe E. sichergestellt, auf denen sich Speichelrückstände befanden. Eine gentechnische Untersuchung (DNA-Analyse) belegte eindeutig, daß diese von Alimang S. stammten. Dessen Anwalt Dieter Magsam sieht die baldige Eröffnung des Verfahrens mit Genugtuung: „Das DIE hat sehr korrekt gearbeitet“, lobt er. Er sieht aber auch die Polizeiführung in der Mitverantwortung. Die Beamten im Schanzenviertel seien damals auf das Feindbild Drogenhandel ausgerichtet worden, das solche Vorfälle geradezu provoziere.

Uwe E. und Carsten Sch. sind seit über einem Jahr suspendiert.