Stadion-Ausbau?

■ Es gibt erste Pläne, das Weser-Stadion WM-tauglich auf 40.000 Sitzplätze auszubauen

Bremen ist offenbar wild entschlossen, Austragungsort für die Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2006 zu werden. Immer vorausgesetzt, daß das Schützenfest überhaupt in die Bundesrepublik vergeben wird. Doch dann sollen auch die BremerInnen ihren Anteil an dem Großereignis haben, wenn Kicker unterschiedlichster Nationen der Pille hinterher rennen. Das bestätigte gestern erneut die Senatssportbehörde.

Allerdings zwickt das Ressort momentan ein kleines Problem. Hatte man doch zunächst die Sektkorken knallen lassen, als der Deutsche Fußballbund (DFB) dem Weser-Stadion – unserem Schmucckästchen an der Weser – attestiert hatte, es sei vollständig WM-tauglich. Und dann kam dieser miese Rückschlag: Der DFB ließ verkünden, nur Stadien mit mindestens 40.000 Sitzplätzen kämen in die engere Auswahl. Gemein, hat doch das Weser-Stadion nur 33.000 Stühle. Also: Alles umsonst?

Nein! Diese Auskunft ließ DFB-Chefsprecher Wolfgang Niersbach gestern gegenüber der taz durchblicken. Er sagte wörtlich: „Na ja, so ein schönes Stadion wie das an der Weser werden wir schon durchbringen.“ Wenn das nicht ein Persilschein ist ... Trotzdem prüfen die Bremer Verantwortlichen bei der Bremer Sport- und Freizeit GmbH, ob das Schmucckästchen nicht doch auf die erforderliche Größe zu bringen ist. Mehr wollte man dort aber nicht bestätigen. Insider berichten dagegen, daß dazu sowohl die Tartanbahn als auch der Rasen wie ein Golf GTI tiefer gelegt werden sollen.

Dazu müßte der ganze Sand unter der Spiel- und Lauffläche ausgekoffert werden – 1,80 Meter tief. Die gerade erst frisch für mehrere Millionen Mark installierte Rasenheizung würde ebenfalls abgesenkt. Ein Unterfangen, welches ziemlich teuer würde. Denn täglich grüßt das Hochwasser. Voraussichtlich müßte unter dem Weser-Stadion eine gesamte Wanne installiert werden, damit der schöne Rasen nicht ständig unter Wasser steht. Ähnliche Probleme hatten die Architekten auch schon beim Stadionbad. Ergo: Zweistellige Millionenbeträge müßte Bremen schon investieren, um an der WM teilzunehmen. Und das, obwohl noch gar nicht feststeht, daß diese in Bremen stattfindet. Macht aber nichts: Denn einen ersten Prüfauftrag kann man der Firma Zechbau doch schon mal zuschanzen.

Wer die ganze Planerei mit einem lachenden und einem weinenden Auge überblickt ist Werder-Manager Willi Lemke. Aus WM-Sicht und für die Stadt begrüßt er das Unterfangen WM-Bewerbung mit dem Weser-Stadion außerordentlich. „Der Ausbau auf mehr als 40.000 Plätze ist aber für den Verein nicht unbedingt von Vorteil“, so Lemke. Der Grund: Im Schnitt zieht der örtliche Fußballverein rund 27.000 Fans in die Heim-Kampfbahn. Das sieht dann so aus wie ausverkauft, die Stimmung ist entsprechend gut. In einem 44.000-Plätze-Stadion wäre dies lange nicht mehr so. Jeti