Strieders Kampagne für die Vorzeige-Berliner

■ Die Plakate für eine saubere Stadt sollen den Kampf gegen Müll und Hundekot bestärkt haben

Worüber spricht die Hauptstadt? Nicht über die Berliner Republik, den Regierungsumzug oder das Holocaust-Mahnmal. Nein, das Thema liegt viel näher, sozusagen zum Reintrampeln nahe: Hundescheiße. Es bleibt der Dauerbrenner, bringt die langlebigsten und aktivsten Bürgerinitiativen zum Vorschein. Es muß doch viele BerlinerInnen geben, denen kaum etwas so wichtig ist wie der Kampf gegen Hundekot.

Sie sind es wohl auch, bei denen die Plakate aus der Umweltverwaltung so gut ankamen. 11.000mal mußten die Bürger in den vergangenen zwei Monaten auf die peinlichen Mahnungen aus dem Hause Strieder blicken. „Nur ein kleines Würstchen. Genau wie Herrchen“, war neben dem kackenden Hund zu lesen. Der Graffiti-Sprayer war „Schnell am Drücker. Langsam im Kopf“. Als „provokant und wenig zurückhaltend“ bezeichnete die Verwaltung die Kampagne, deren Ergebnis gestern Umweltsenator Peter Strieder (SPD) vorstellte.

Mit ihrer Aktion „Berlin. Es ist eure Stadt“ will die Umweltverwaltung nicht nur Hundehalter und ihre Fiffis disziplinieren, sondern alle BerlinerInnen daran erinnern, daß es so etwas wie Abfalleimer und Recyclinghöfe gibt. Weil alle höflichen Appelle wirkungslos verpufft waren, mußten die Plakate her. Auch eine Hotline wurde geschaltet. „400 Bürgerinnen und Bürger haben sich an uns gewandt“, berichtete Strieder stolz. Viele hätten gesagt: Endlich macht ihr was.

Die Kampagne hat also prompt die erreicht, die ohnehin schon benutzte Tempos aus ihren Vorgärten fischen, den illegal entsorgten Kühlschrank ihres Nachbarn melden und jeden Haufen ihres Dackels in einen BSR-Mülleimer befördern. 30 Bürgerinitiativen meldeten sich in den vergangenen Wochen bei der Umweltverwaltung, „weil sie sich bestärkt fühlten“, sagte Strieder.

Naiv ist der Umweltsenator jedoch nicht. An die Müllsünder kommt er mit noch so blöden Plakaten nicht heran. Deshalb drängt Strieder seit längerem die Bezirke, Umweltstreifen einzusetzen. In Neukölln werden die Umwelt- Cops demnächst patroullieren, vor allem am Abend. Dann, wenn der Normalbürger Feierabend hat und heimlich seinen kaputten Fernseher an den Straßenrand stellt. Ein Bußgeld zwischen 200 und 400 Mark ist dafür fällig. Das Geld werden die Umweltstreifen gleich einkassieren. Weigert sich der Umweltsünder, gibt es ein Verfahren.

Strieder empfiehlt den Umwelt- Cops, Imbißstände zu beobachten. „Da kostet der Hamburger auf einmal 60 Mark, wenn man das Papier auf die Straße wirft“, sagt der Umweltsenator und lacht schadenfroh. Jutta Wagemann