Öffentlicher Dienst will ein Stück vom Kuchen

■ 6.000 Beschäftigte forderten bei gestrigen Warnstreiks mehr Gehalt und Ausbildungsplätze

Rund 6.000 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes haben sich gestern in Berlin an Warnstreiks beteiligt. Der vierstündigen Arbeitsniederlegung schlossen sich Mitarbeiter von Kitas, Verwaltungen, Bundesbehörden und Hochschulen an. Zu der Aktion hatten die Gewerkschaften ÖTV, DAG und GEW aufgerufen, um am Vortag der bundesweiten dritten Runde der Tarifverhandlungen Druck auf die Arbeitgeber auszuüben. Der Senat verurteilte die Warnstreiks, die „auf dem Rücken unbeteiligter Bürger“ ausgetragen würden.

Bereits seit Dienstbeginn um 6 Uhr blieb eine Vielzahl der 1.100 städtischen Kitas geschlossen. Besonders betroffen waren die Bezirke Charlottenburg, Wedding und Spandau. Nach Einschätzung der ÖTV hatten die Eltern, die rechtzeitig unterrichtet worden seien, „weitestgehend großes Verständnis“ für die Aktion. Notdienste hätten dafür gesorgt, daß kein Kind vor der Tür stehen mußte.

Etwa 4.000 Beschäftigte zogen ab 7.30 Uhr in einem Sternmarsch zur Innenverwaltung. In einen der drei Züge, die an den Bahnhöfen Ostbahnhof, Friedrichstraße und Stadtmitte gestartet waren, reihten sich Beschäftigte von Grünflächenämtern mit ihren Fahrzeugen ein. Die Aktion wurde auch von Mitarbeitern der BVG unterstützt, die selbst nicht im Warnstreik standen.

Auf der Abschlußkundgebung appellierte der stellvertretende ÖTV-Landeschef Uwe Scharf an die Arbeitgeber, „ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen“. Auch die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes müßten „endlich etwas vom Kuchen abbekommen“. Sie könnten nicht in jeder Tarifverhandlung Verzicht üben oder leer ausgehen. Für den Fall, daß sich die Arbeitgeber nicht bewegen, kündigte Scharf eine „empfindliche Ausdehnung“ der Warnstreiks in Berlin an.

Dagegen kritisierte der Senat die Aktionen als „falsches Signal zum falschen Zeitpunkt“. Die Berliner hätten kein Verständnis dafür, daß sie durch die Streiks „drangsaliert und ein laufender Tarifstreit auf ihrem Rücken ausgetragen wird“, erklärte Senatssprecher Michael-Andreas Butz. Die Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes mit ihren gesicherten Arbeitsplätzen sollten Zurückhaltung bei Streikaktionen üben.

Die Gewerkschaften fordern 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, mehr Ausbildungsplätze und die Übernahme der Lehrlinge. Von den Arbeitgebern steht ein Angebot noch aus. ADN