Gezeigt, daß Berlin den Transrapid nicht will

■ Trotz Niederlage zieht Initiativen-Sprecher Martin Schlegel (BUND) nun eine positive Bilanz

taz: Das Abgeordnetenhaus hat am Donnerstag abend mit den Stimmen von CDU und SPD den Antrag der Volksinitiative gegen den Bau des Transrapid abgelehnt. Fühlen Sie sich jetzt wie nach einer verlorenen Schlacht?

Martin Schlegel: Eigentlich nicht. Wir hatten diese Volksinitiative vor allem ins Leben gerufen, um für die Bundestagswahl ein klares Signal für die neue Bundesregierung zu setzen. Wir wollten zeigen, daß Berlin den Transrapid nicht möchte. Und das haben wir ja geschafft. Wir haben 135.000 Unterschriften gesammelt und die alte Bundesregierung samt Verkehrsminister Wissmann gekippt.

Für das Abstimmungsergebnis war das Votum der SPD ausschlaggebend. Sie haben monatelang versucht, die Abgeordneten von Ihrer Meinung zu überzeugen. Warum hat das nicht geklappt?

Gerade beim Transrapid handelt es sich offenbar um eine Glaubensfrage. Vor allem die Befürworter wollen daran glauben, daß der Transrapid ein Exportschlager und der Fortschritt schlechthin ist.

Sie haben sich so stark engagiert, um genügend Unterschriften zusammenzubekommen, was Sie ja auch geschafft haben. Letztlich aber war die Mühe vergeblich.

Es war auf keinen Fall vergeblich. Wir haben es überhaupt als erste geschafft, eine Volksinitiative durchzusetzen. Das war die entscheidende Hürde und unser Ziel. Die Nachbehandlung im Abgeordnetenhaus war nur ein sekundärer Schritt. Daß die Abstimmung nicht in unserem Sinne ausging, ist ein verlorener Nebenkriegsschauplatz. Und wenn sich ein Thema anbietet, würden wir die Aktion wiederholen.

Letztlich fällt der Bund die Entscheidung über die Magnetschnellbahn. Was heißt das für die Volksinitiative? Geht die Arbeit weiter?

Die Volksinitiative per se ist jetzt zu Ende. Aber zur Zeit laufen in 20 Abschnitten die Planfeststellungsverfahren für den Transrapid, wo überall neue Daten gesammelt werden und auch die Kosten geschätzt werden. Wir und die Bürgerinitiativen wollen zeigen, wo mit höheren Kosten zu rechnen ist. Dann läßt sich das Projekt vielleicht doch noch verhindern.

Worin sehen Sie jetzt in Berlin Ihre weitere Aufgabe?

Wir begleiten das Planfeststellungsverfahren in Spandau und organisieren dort die Bürgerberatung. Wir informieren vor allem die Betroffenen im Bezirk, denen das Haus abgerissen wird.

Wir müssen schauen, daß die rechtliche Hilfe bekommen und sich gegen das Projekt zur Wehr setzen können.

Sollte tatsächlich einmal der Transrapid von Berlin nach Hamburg rauschen: Würden Sie dann damit fahren?

Das hängt vom alternativen Bahnangebot ab. Wenn das Bahnnetz so eingestampft wird, daß man Richtung Norden nur noch mit dem Transrapid fahren kann, wird mir nichts anderes übrigbleiben. Aber wenn ich weiter mit dem Inter-Regio fahren kann, fahre ich natürlich Inter-Regio. Interview: Jutta Wagemann