Auf der Suche nach den besten Fonds

■ Investmentfonds werden immer beliebter: 1997 investierten Anleger in Deutschland über 30 Milliarden Mark. Bei mehr als 3.000 Fonds wird der Kauf ohne Beratung jedoch zum Glücksspiel. Das Fonds-Pikking n

Die Deutschen haben ein neues Hobby: die Aktie. Doch nicht nur diese Wertpapiere sind plötzlich en vogue, auch Aktienfonds erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die großen der Fondsbranche melden immer neue Rekorde. Diese Entwicklung ist nicht erstaunlich, denn für die Investition in Aktienfonds sprechen viele Gründe: die Risikostreuung auch bei kleinen Beträgen, der Komfort, nicht ständig Unternehmen und Märkte beobachten zu müssen, und das steuerliche Privileg, denn innerhalb des Fondsvermögens muß keine Spekulationsfrist beachtet werden. Die Zeichner von Aktien der Telekom beispielsweise haben demgegenüber am eigenen Depot zu spüren bekommen: Sie müssen sich nach erfreulichen Buchgewinnen mittlerweile mit einem sehr be- scheidenen Wertzuwachs ihres Investments begnügen, der weit unter dem Durchschnitt deutscher Aktienfonds liegt.

Mit der Entscheidung für die Investition in Aktienfonds beginnt für viele Anleger jedoch das große Rätselraten: Welche Fonds sollen es nun sein? Mittlerweile sind über 3.000 Investmentfonds in Deutschland zugelassen. Und der Markt wird immer undurchschaubarer. Und: Der erfolgreichste Fonds hat 1997 seinen Wert mit einem Zuwachs von 95,5 Prozent beinahe verdoppelt, während der schlechteste Fonds mit minus 64,3 Prozent beinahe zwei Drittel einbüßte. Auch die Fokusierung auf die Fonds bestimmter renommierter Gesellschaften allein ist kein sinnvolles Auswahlkriterium, da beispielsweise der beste Fonds 1997 von derselben Gesellschaft stammte, die auch den schlechtesten aufgelegt hatte. Daher sollte sich ein Anleger nicht mit der Produktpalette eines einzelnen Anbieters zufriedengeben, was gerade von vielen Filialbanken immer noch empfohlen wird. Die Berücksichtigung persönlicher Faktoren wie Anlagemotiv, die geplante Dauer des Investments, Höhe des Anlagebetrags sowie Risikoakzeptanz und Renditeerwartung ist beim Kauf von Investmentfonds unverzichtbar. Darauf sowie auf die steuerliche Situation des Anlegers hin abgestimmt sollte dann ein Mix geeigneter Fonds zusammengestellt werden. Anleger, die auf der Suche nach Orientierung in ihrer Bankfiliale nachfragen, werden fast immer enttäuscht – denn dort werden in der Regel die hauseigenen Produkte empfohlen. Und zwar gerne die, die neu aufgelegt wurden und noch dringend Volumen benötigen. Daher verzichten immer mehr Anleger dankend auf den Rat der Institute und versuchen mit Hilfe von Fondshitlisten in Zeitungen, Zeitschriften und Spezialdiensten ihr Glück. Aber auch hier lauern Gefahren: Denn die Top-Performer der Vergangenheit sind in zyklischen Märkten oft die Verlierer von morgen. Auch werden in manchen Rankings Äpfel mit Birnen verglichen, sprich völlig unterschiedliche Fondskonzepte. Da werden reine Aktienfonds gemeinsam mit gemischten Fonds gelistet, die auch in Rentenpapiere investieren. Um die Verwirrung komplett zu machen, werden bei der Hitlistenerstellung schon mal Kosten wie Ausgabeaufschläge ignoriert oder die Performance von Fonds anhand der Fondswährung ermittelt, obwohl für den deutschen Anleger die Nachkostenrendite in D-Mark das Maß aller Dinge ist. Darüber hinaus gibt kein Ranking Orientierung darüber, für welches Anlegerprofil die jeweiligen Fonds zugeschnitten sind oder ob sich wesentliche Erfolgsfaktoren wie Anlagekonzept oder Fondsmanagement geändert haben. So kommen dann immer wieder glücklose Fondsmanager trotz schwacher Performance aufgrund der herausragenden Leistungen ihrer Vorgänger zu Ruhm und Ehre.

Wie verschaffen sich nun Profis einen Überblick über die Qualität eines Investmentfonds? Der sogenannte Risk-Return-Ansatz bietet eine wichtige Hilfe bei der Suche nach einer vielversprechenden Anlage. Grundüberlegung ist dabei, daß ein Aktienfonds nur dann sein Geld wert ist, wenn er gegenüber seinem Vergleichsindex, der sogenannten Benchmark – in der Regel ist das der jeweilige Marktindex wie etwa der DAX – relativ gesehen einen nachhaltigen Mehrwert liefert. Mehrwert kann eine höhere Perfomance, ein niedrigeres Risiko oder bestenfalls beides bedeuten. Kernstück des Risk-Return-Ansatzes ist eine zweidimensionale Betrachtung: Auf der einen Seite wird die absolute Performance des Fonds mit dem Marktindex verglichen. Auf der anderen Seite muß auch das Risiko, die sogenannte Volatilität, betrachtet werden. Denn zeitweise den Marktindex zu schlagen ist keine Kunst, wenn der Fondsmanager ein höheres Risiko in Kauf nimmt.

Mit einem Diagramm läßt sich die Zweidimensionalität des Risk- Return-Ansatzes gut darstellen: Auf einer Achse wird die Volatilität, also die Schwankungsbreite abgebildet, auf der zweiten Dimension die erzielte durchschnittliche Performance. So läßt sich auf einen Blick die Spreu vom Weizen trennen. Ein Beispiel dafür ist der Fonds European Opportunities von Mercury. In Kombination mit anderen Kriterien, wie etwa Kontinuität des Fondsmanagements, der Verwaltungskosten und vor allem der Einschätzung des Marktes, in dem der Fonds investiert, wird die Auswahl der richtigen Fonds für ein gut strukturiertes Depot damit auf eine solide Grundlage gestellt.

Generell gilt, daß ein höheres Risiko eines Fonds nur dann vertretbar ist, wenn die durchschnittliche Rendite in der Vergangenheit nachhaltig über der Marktperformance lag und das auch für die Zukunft erwarten läßt. Dabei kann je nach Markteinschätzung agiert werden: Ist mit einem eher seitwärts gerichteten Markttrend zu rechnen, sollte grundsätzlich ein Fonds mit niedrigem Risiko bevorzugt werden. Denn dieser wird im Fall einer Marktkorrektur nicht so stark negativ beeinflußt. Im Rahmen einer vorsichtigen Anlagepolitik ist ein risikoarmer Fonds selbst dann zu rechtfertigen, wenn seine Performance hinter dem Index zurückbleibt – der Anleger geht ja auch ein geringeres Risiko ein.

Daß mit dem Risk-Return-Ansatz dauerhaft ein erheblicher Mehrwert erzielt werden kann, zeigt wieder das Beispiel des Fonds Mercury European Opportunities. Dieser in europäische Nebenwerte anlegende Fonds hat seit Ende 1993 den MSCI Europe kontinuierlich übertroffen. Seine Wertsteigerung liegt mittlerweile um fast 40 Prozent über der des MSCI Europe. Dabei hat der Mercury European Opportunities sowohl in Haussezeiten als auch während Korrekturphasen relativ besser abgeschnitten als der MSCI Europe. Mit der Anlagephilosophie des objektiven „Fonds-Pikking“ – der Verteilung des Anlagebetrags auf die erfolgsversprechendsten Fonds unterschiedlicher Anbieter – läßt sich mit dem Risk-Return-Ansatz und weiteren objektiven Kriterien ein exzellentes Ergebnis erreichen: Hohe Performance mit deutlichem Mehrwert gegenüber dem Index, markante Reduzierung des Risikos und nicht zuletzt große Bequemlichkeit für den Anleger – schließlich arbeiten die weltweit besten Fondsmanager für ihn.

Der Investor sollte die Analyse der Fonds einem kompetenten Vermögensberater überlassen und auf der Grundlage dessen Empfehlungen seine Entscheidungen treffen. Wenn dieser die Auswahl der besten Aktienfonds noch um spezielle steueroptimierte Renten- und Geldmarktfonds ergänzt, entsteht ein Anlagekonzept, das sowohl in der Bruttoperformance als auch in der Nachsteuerbetrachtung kaum mehr zu schlagen ist. Gregor Broschinski

Der Autor leitet die Vermögensberatung der Münchener Advance Bank AG.