Aktien sind gefragt

■ Anlagen, die europäisch ausgerichtet sind, stehen hoch im Kurs. Asien ist noch zu unsicher

Rolf Passow, Chef der Dresdner Bank Investmentgruppe, reibt sich die Hände. Die aktuelle Bonner Debatte über die künftige Rentenanpassung wird ihm einen neuen Schub bei der Kundenbetreuung bringen. Auch wenn der neue Arbeitsminister Walter Riester (SPD) wie sein Vorgänger Norbert Blüm (CDU) frank und frei erklärt, daß die Rente langfristig sicher bleibt und „gleichzeitig armutsfest wird“, sind hierzulande immer mehr Menschen verunsichert. Die finanzielle Absicherung im Alter nimmt auch bei den jüngsten Umfragen zahlreicher Bankinstitute einen immer größeren Spielraum ein. Angesichts der glänzenden Aktiengewinne im vergangenen Jahr setzen auch 1999 viele beim Stichwort Altersvorsorge auf die Börse.

Die aktienorientierte Geldanlage boomt. Rund 600 Millionen Mark haben allein die Fonds der Dresdner Bank in den ersten acht Wochen seit dem Jahreswechsel eingespielt. Rund die Hälfte davon entfiel auf Aktienfonds. Zu den Favoriten zählen weiterhin die europäischen Produkte. Finanzexperten sprechen von einem optimalen Umfeld. Die niedrige Verzinsung von Rentenpapieren und vor allem die positiven Gewinnaussichten für die Unternehmen begünstigen das Geschäft mit und auch den Einstieg in Aktienfonds. Der klassische Tip in Bankerkreisen lautet derzeit: Finger weg von Investitionen in die asiatischen Märkte. „Alles noch zu unsicher“, heißt es beispielsweise beim Frankfurter Bankhaus B. Metzler Seel. Sohn & Co. Gerade für Anlagen mit kurzer Laufzeit ist die Situation dort noch kritisch. Ausschlaggebend für die guten Perspektiven bei Aktienfonds sind vor allem die kräftigen Gewinnerwartungen der Unternehmen. Börsenexperten rechnen mit einem Plus von 6 bis 8 Prozent bis zum Jahr 2000. Hinzu kommen weitere Faktoren wie Übernahmeaktivitäten, aber auch Aktienrückkäufe. Das Ende der Fahnenstange beim Aktienboom ist also noch längst nicht erreicht. Ganz im Gegenteil: In Frankfurter Bankenkreisen gehen Finanzexperten davon aus, daß institutionelle und private Anleger auch weiter auf Aktienfonds setzen.

Beim Bankhaus Metzler werden folgende Standardwerte favorisiert: die Porsche-Vorzugsaktie und auch DaimlerChrysler. Aber auch der Elektronikkonzern ABB wird von den Bankern empfohlen. Der größte europäische Elektronikkonzern habe trotz Asienkrise 1998 eine Ergebnissteigerung von 11 Prozent erzielt. Weiterer Pluspunkt: ABB will die Umsatzrendite von 4 auf 7 Prozent steigern.

Wer sich für die klassischen Werte wie Compaq, Siemens, Ericsson oder auch RWE nicht begeistern kann, sollte sich bei der Vereins- und Westbank AG in Hamburg schlau machen. Die hat zusammen mit der Münchener BVT Treuhandgesellschaft eine interessante Steuersparanlage auf den Markt geworfen. Steuern sparen und die Umwelt entlasten – das geht auch, und zwar durch Kommanditbeteiligungen an einem aufgelegten „Kraftwerke Pool“. Der Pfiff bei der Sache: Der Steuerstundungseffekt wird möglich durch eine Verlustzuweisung von 100 Prozent in diesem Jahr. Die Fondsmanager haben noch vor dem 1. Januar 1999 zugeschlagen und fünf Heizkraftwerke in ostdeutschen Städten gekauft. Die Kraftwerke arbeiten nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), womit sie einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Umweltentlastung leisten. Bei den Heizwerken wird die neben der Stromerzeugung anfallende Abwärme zur Wärmeversorgung von Wohnungen genutzt.

Die Sache mit dem Steuernsparen klappt aber nur, wenn der Fonds Gewinne abwirft. Laut Bankerprognose wird damit ab dem Jahr 2005 gerechnet. Der Kraftwerke-Pool umfaßt ein Investitionsvolumen von gut einer Milliarde Mark. Die Mindesteinlage beträgt für Anleger 50.000 Mark, Agio wird nicht fällig. Die Ausschüttung wird nach Prospektangaben im Jahr 2000 bei 5,5 Prozent liegen und auf 10,5 Prozent bis 2013 steigen. Michael Franken