Gutachterin gefeuert

■ Streitbare Physikerin Schmitz-Feuerhake verliert Auftrag für Leukämie-Studie

Hannover (taz) – Das schleswig- holsteinische Energieministerium läßt die Bremer Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake nicht weiter an einem strahlenbiologischen Gutachten zur Aufklärung der Leukämie-Fälle nahe dem AKW-Krümmel mitarbeiten. Sein Ministerium habe die Zusammenarbeit mit Professor Schmitz-Feuerhake beendet, teilte Energieminister Claus Möller (SPD) gestern mit. Nach Aufassung von Möller entspricht die Arbeit der Physikerin „nicht den Anforderungen, die eine Aufsichtsbehörde an gutachterliche Stellungnahmen stellen muß“. Bisher hatte sie einen Teilbeitrag zu dem strahlenbiologischen Gutachten liefern sollen.

Den Entzug des Gutachterauftrags begründete Möller mit der heftig umstrittenen Stellungnahme für die „Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch“, in der Schmitz-Feuerhake von Messungen des radioaktiven Stoffs Americium in der Umgebung von Krümmel auf ein Plutoniumleck des AKWs geschlossen hatte. Diese Schlußfolgerungen würden wissenschaftlichen Kriterien nicht entsprechen, sagte Möller. Außerdem sei durch die Art und Weise der Veröffentlichung der Stellungnahme das Vertrauensverhältnis verletzt worden.

Inge Schmitz-Feuerhake bleibt weiter Mitglied der vom schleswig- holsteinischen Umweltministerium berufenen Leukämie-Kommission und auch der Arbeitsgruppe Belastungsindikatoren, mit der Niedersachsen die Ursache der gehäuften Leukämie-Fälle in der Samtgemeinde Elbmarsch untersuchen läßt. Die niedersächsische Arbeitsgruppe habe sich zu der Stellungnahme für die Bürgerinitiative noch kein Urteil gebildet, sondern zunächst eigene Americium-Messungen in Auftrag gegeben, erklärte das Sozialministerium in Hannover. Man sehe keinen Anlaß, auf die Mitarbeit von Schmitz-Feuerhake zu verzichten. Schleswig-Holsteins Umweltministerium kündigte an, man werde sich in Kürze zusammen mit Niedersachsens Sozialministerium mit der Kritik an Schmitz-Feuerhake auseinandersetzen. Jürgen Voges