Obasanjo Wahlsieger in Nigeria

■ Vermutlich über 60 Prozent der Stimmen für General Olusegun Obasanjo. Die Partei des Gegenkandidaten Olu Falae, der lediglich um Lagos siegte, erkennt ihre Niederlage nicht an

Lagos (AFP/AP/taz) – Olusegun Obasanjo hat voraussichtlich Nigerias Präsidentschaftswahl vom Samstag gewonnen, aber das Ausmaß seines Sieges erzeugt Probleme. Die Partei des Wahlverlierers Olu Falae, „All People's Party“ (APP), erklärte gestern nachmittag, sie ziehe sich aus dem Wahlprozeß zurück. Zuvor hatte die Wahlkommission angegeben, nach Auszählung von 29 der 36 Bundesstaaten sowie der Hauptstadt Abuja habe Obasanjo 14,3 Millionen von 23,5 Millionen Stimmen erhalten – 61 Prozent. Sein Konkurrent Olu Falae liege bei 9,2 Millionen Stimmen – 39 Prozent. APP-Wahlkampfleiter Aye Opakun sagte daraufhin, die Ergebnisse seien „empörend“. Er erklärte: „Wir ziehen uns komplett aus dem Prozeß zurück, der in der Wahlkommission vonstatten geht.“

Die sieben noch nicht ausgezählten Bundesstaaten sind Hochburgen von Obasanjos „People's Democratic Party“ (PDP), so daß Obasanjos Stimmenanteil noch steigen dürfte. Die Wahlbeteiligung wurde auf knapp über 50 Prozent geschätzt. Erwartungsgemäß siegte Obasanjo in allen Landesteilen außer dem von Yorubas bevölkerten Südwesten Nigerias um Lagos. Im Bundesstaat Lagos erhielt Falae etwa 1,5 Millionen Stimmen, Obasanjo nur 200.000.

Beobachter und Journalisten meldeten vereinzelt schwere Unregelmäßigkeiten. Im unruhigen Ölfördergebiet des Nigerdeltas seien in mehreren Wahllokalen die Urnen vorab gefüllt worden. Aus vielen Orten wird von Problemen aufgrund des komplizierten Wahlsystems berichtet. Demnach mußten Wahlwillige bis spätestens 11 Uhr morgens im Wahllokal ihre Wahlkarten abstempeln lassen; danach wurden die Lokale geschlossen. Die rechtzeitig erschienenen Wähler mußten danach erneut Schlange stehen und per Daumenabdruck ihre Stimme abgeben. Zu denen, die erst nach 11 Uhr an ihrem Wahllokal erschienen und daher nicht wählen durften, gehörte Staatschef General Abdulsalam Abubakar.

Verwirrung gab es auch, weil auf den Stimmzetteln drei Parteien standen, aber aufgrund der Allianz der zwei kleineren Parteien AD (Alliance for Democracy) und APP (All People's Party) unter Olu Falae nur zwei Kandidaten antraten. Da Falae, ursprünglich Kandidat der AD, nach einem Spruch der Wahlkommission nicht für zwei Parteien auf einmal kandidieren durfte, wurde er im Rahmen des Bündnisses der AD mit der größeren APP als APP-Kandidat aufgestellt – mit der Folge, daß alle diesmal für die AD abgegebenen Stimmen jetzt als ungültig gezählt werden. Dies könnte Falaes Stimmenanteil kräftig reduziert haben, da vielen AD-Anhängern wohl nicht klar war, daß sie für die APP stimmen mußten, um ihren Kandidaten Falae zu wählen. D.J.