Tödliche Ersatzdroge

■ Nach einer Studie forderte Methadon 1998 die meisten Drogentoten in Hamburg

Hamburg (dpa) – Methadon ist im vorigen Jahr die häufigste Todesursache bei Süchtigen in Hamburg gewesen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gestern veröffentlichte Studie. Die schon seit Jahren zunehmenden Todesfälle, bei denen die Ersatzdroge eine Rolle gespielt habe, sei 1998 noch einmal deutlich gestiegen, ergab die Untersuchung, an der auch Mitarbeiter des Instituts für Rechtsmedizin beteiligt waren. In 78 untersuchten Todesfällen seien 38 Menschen an den Folgen von Methadon, acht an einer Mischung von Methadon und Heroin und 32 an Heroin gestorben. Zugleich verweisen die Autoren auf acht Unfälle durch die versehentliche Einnahme von Methadon, von denen fünf tödlich endeten.

In der Studie wird ein zurückhaltender Umgang mit der Ersatzdroge gefordert. Vor allem sollten substituierte Drogensüchtige mit kleinen Kinder nur ausnahmsweise Methadon für mehrere Tage mitnehmen dürfen. Abhängige, die am Methadonprogramm teilnehmen und trotzdem andere Drogen konsumieren, sollten nach den Vorstellungen der Wissenschaftler kein Methadon mehr erhalten.

Bei Vertretern von Drogenhilfeeinrichtungen stießen die Studie und die Forderungen auf Kritik. Es sei nicht klar, daß die an Methadon gestorbenen Drogensüchtigen überhaupt an Substitutionsprogrammen teilgenommen hätten, sagte Georg Chorzelski, leitender Arzt einer Drogenambulanz. Gleichzeitig wies er die Forderung zurück, jeglichen Beikonsum durch den Ausschluß aus dem Methadonprogramm zu ahnden.

Der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Stefan Marks, nannte die Studie besorgniserregend. Auch für ihn war die zentrale Frage, ob die an Methadon Gestorbenen am Programm teilgenommen hätten. Es spreche einiges dafür, daß aussteigewillige Süchtige, die nicht im Programm seien, auf eigene Faust versucht hätten, mit Methadon zu substituieren. Das wiederum sei ein Indiz dafür, daß die Schwellen für die Aufnahme ins Methadonprogramm zu hoch seien und überprüft werden müßten.