Deutsche Beamte unter sich

Anfrage zeigt: Ausländer im Beruf immer noch benachteiligt. GAL will Leitlinie zur Integration von MigrantInnen entwickeln  ■ Von Judith Weber

Der Staat beschäftigt seine Bürger. Wer keinen deutschen Paß besitzt, hat es in Hamburg schwer, einen Job im öffentlichen Dienst zu bekommen. Von den 99.000 Angestellten und BeamtInnen der Stadtverwaltung sind nur 1100 AusländerInnen. Das geht aus der Antwort auf eine große Anfrage zur Integration von MigrantInnen hervor, welche die GAL-Fraktion an den Senat gestellt hat.

Einen Monat lang haben Ausländeramt und Schulbehörde, Statistisches Landesamt, Innen- und Arbeitsbehörde Fakten gesammelt, Zahlen zusammengetragen und Tabellen erstellt. Herausgekommen ist ein fast telefonbuchstarkes Werk, das Aufschluß über die Situation jener HamburgerInnen gibt, die keine BürgerInnen im Sinne des Gesetzes sind. Mehr als 270.000 von ihnen leben in der Hansestadt, sagte der GAL-Abgeordnete Mahmut Erdem gestern bei der Präsentation der Senatsantwort; „rund 100.000 von ihnen dauerhaft und oft schon jahrelang“.

Um ihre berufliche Integration steht es nicht allzugut. Zwar gründen in Hamburg mehr MigrantInnen eigene Firmen als in den meisten anderen deutschen Städten. Doch in Handwerks- und Handelskammer, in denen die ausländischen UnternehmerInnen zwangsweise Mitglied sind, kümmert sich kaum jemand um sie, bemängelte Erdem. „Das ist ein Manko und muß sich schnell ändern.“

Die Handelskammer sieht das anders. Ihre Veranstaltungen stünden allen UnternehmerInnen offen, erklärte Kammer-Mitarbeiter Gerhard Guder. Zwar würden Kurse und Sprechstunden ausschließlich auf deutsch abgehalten, aber „es geht ja auch um die Einhaltung hiesiger Gesetze“. Zudem biete die Kammer „spezielle Seminare für türkische UnternehmerInnen an“. Ähnliches tut auch die Polizei. Als einzige Behörde, lobte Erdem, suche sie nach ausländischen Auszubildenden.

Generell haben es MigrantInnen schwer, eine Lehrstelle zu bekommen, bedauerte Christa Goetsch, schulpolitische Sprecherin der GAL-Fraktion. „Das gilt selbst für Berufe, in denen Zweisprachigkeit ein großer Vorteil ist, wie im Hotelgewerbe oder im Außenhandel.“ Insgesamt fänden nur 18 Prozent der ausländischen SchulabgängerInnen einen Platz im dualen Ausbildungssystem.

Der Schulbereich hingegen gibt Anlaß zur Freude. 77 Schulen fördern inzwischen die Zweisprachigkeit. 1997 waren es nur 31 – „Ein Quantensprung“, lobte Goetsch. Jetzt fehle nur noch die Aufnahme von Türkisch, Italienisch oder Farsi in die Stundentafeln. Außerdem mangele es an einer politischen Leitlinie zur Integration von AusländerInnen, ähnlich der bestehenden Richtlinie zur Frauenförderung. Eine solche will die GAL zusammen mit der SPD erarbeiten. „Es kann ja nicht sein“, so Erdem, „daß man eine so große Anfrage nur zur Kenntnis nimmt und nichts passiert.“