Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

A Bit of Scarlet Großbritannien 1996, R: Andrea Weiß / OF ohne Untertitel

„Andrea Weiß (Co-Regisseurin von „Before Stonewall“ und „Paris was a Women“) widmet sich in ihrem ersten eigenen Film der Dartstellung von Homosexualität im britischen Kino. Herausgekommen ist eine ironisch gebrochene Bestandsaufnahme, die zeigt, daß die Dramen, die Vanessa Redgrave und Dirk Bogarde spielen mußten, nicht mehr die heutigen sind.“ (Kommunalkino) Kino 46

Aimée & Jaguar Deutschland 1999, R: Max Färberbock, D: Maria Schrader, Juliane Köhler, Heike Makatsch

„Deutschland 1943: Die lesbische Jüdin Felice (Maria Schrader) lebt im Untergrund, arbeitet bei einer Zeitung und verführt die vierfache Mutter Lilly Wurst (Julianne Köhler). Die Geschichte ist wahr, Frau Wurst, 85, lebt heute in Berlin. Der Film leidet an Eitelkeit und Pathos. Julianne Köhler aber, Theaterbesuchern ohnehin ein Begriff, ist als sture, treue Musterdeutsche eine Entdeckung. (Der Spiegel) CinemaxX, Gondel, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Against all Flags USA 1952, R: George Sherman, D: Errol Flynn, Anthony Quinn, Maureen O'Hara / Originalfassung ohne Untertitel

„Im 18. Jahrhundert macht ein kühner englischer Seeoffizier im Alleingang die Kanonen einer feindlichen Seeräuberfestung auf Madagaskar unschädlich und erringt zugleich die Liebe des weiblichen Piratenkapitäns. Seegefechte, Degenduelle und akrobatische Sensationen geben der banalen Abenteuerhandlung einen farbigen Rahmen.“ (Lexikon des internionalen Films) Kino 46

American History X USA 1998, R: Tony Kaye, D: Edward Norton, Edward Furlong

„Nachdem er zwei Schwarze umgebracht hat, landet ein amerikanischer Skinhead im Gefängnis und wandelt sich zum guten Menschen. Verständnisvoll nähert sich der Film seinem arischen Helden und feiert dabei dessen neonazistische Gewalttaten in erlesener Schwarzweiß-Fotografie und Zeitlupe. Für den Weg ins Neonazi-Lager liefert der Film gleich drei Erklärungen: Papa hat Angst um den Arbeitsplatz, Mutti raucht zuviel und die Neger machen immer Stunk“ (tip) CinemaxX, Wall-Kinos (Ol)

A ostra e o Vento Brasilien 1997, R: Walter Lima, D: L. Duarte F. Torres / Originalfassung mit französischen Untertiteln

„Walter Limas Filme sind meistens im kargen, dürren Nordosten Brasiliens, dem Sertao, angesiedelt. Auch hier wählt er einen kargen Ort, diesmal eine windumtobte Insel, von der die Sonne verschwunden scheint. Auf dieser Insel lebt die junge Marcia mit ihrem Vater, dem Leuchtturmwärter. Lima zeichnet vor diesem durch nichts als Geräusche und Raum geprägten Hintergrund die Persönlichkeiten von Marcia und ihrem Vater und deren komplexe Beziehungen zueinander und zu ihrer Umgebung. (Prospekt „Küsten und Meere“) Kino 46

Ausnahmezustand USA 1998, R: Edward Zwick, D: Denzel Washington, Bruce Willis

„Islamische Terroristen zünden Bomben im Allerheiligsten Amerikas: in Schulen, einem Broadway-Theater und dem Hauptquartier des FBI in New York. Da wird nicht lange gefackelt. FBI-Agent Anthony Hubbard (brilliant: Denzel Washington) exekutiert nur Einzeltäter; General Devereaux (humorlos: Bruce Willis), sein Armee-Konkurrent bei der Bekämpfung der Staatsfeinde, pfercht gleich alle Moslems von Manhattan in Internierungslager. Bigottes Propagandawerk.“ (Der Spiegel) CinemaxX, Lichtspielhaus (Del)

B

Blade USA 1998, R: Stephen Norrington, D: Wesley Snipes, Kris Kristofferson

„Blade, ein Mensch-Vampir-Hybrid, wurde von Whistler, einem Vampirjäger, darauf abgerichtet, die Kreaturen der Nacht zu töten, deren Aktivitäten immer tollkühner und organisierter werden. Blades Gegenspieler, ein Vampir namens Frost, hofft, die etablierte Vampir-Aristokratie zu stürzen, indem er eine Serie von apokalyptischen Geschehnissen auslöst – die von Vampirpropheten vorhergesagt wurden und die dazu führen sollen, daß die Vampire die Menschheit beherrschen. Man sagt oft, daß die Filme heute wie Comics wirken, aber wie oft stimmt das wirklich? Im Fall von „Blade“ – der auf einem Marvel-Comic basiert – kann ich erfreut berichten, daß all die gespenstischen Farben, phantasmagorischen Bilder, rücksichtlose Action, byzantinischen Intrigen und sublimierten Homoerotismen, die das Comic-Genre auszeichnen, hier in liebevollen Details glänzen. Besonders in diesem Jahr der enttäuschenden Großproduktionen Hollywoods ist „Blade“ knallig erfolgreiche Unterhaltung.“ (Sight and Sound) Filmstudio

Blaumeier Film Bremen 1999, R: Eike Besuden

Der Bremer Fernsehjournalist Eike Besuden hat das „Projekt für Kunst und Psychiatrie“ eine zeitlang mit der Kamera begleitet, u.a. auch bei den Auftritten von „Blaumeier“ in New York. Sein TV-Film hat jetzt in der Schauburg Premiere. Schauburg

Brandung & Drifters Großbritannien 1929, Niederlande 1928, R: John Grieson, Joris Ivens / Stummfilme mit Klavierbegleitung

Zwei Stummfilme über das harte Leben der Hochseefischer, der erste ein Spielfilm mit Laiendarstellern und Freunden von Ivens, die die Fischer darstellen, der andere dokumentarisch. Kino 46

Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau

„Gibsons brilliante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffs voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen zeitgenössischen, schwungvollen Kick zu geben. So ist „Braveheart“ auch ein explosiver Actionfilm. Man sollte ihn erst gar nicht mit „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam““ (New York Times) CinemaxX

Breakfast of Champions USA 1998, R: Alan Rudolph, D: Bruce Willis, Nick Nolte, Barbara Hershaw

„Alan Rudolph schickt uns und den Autohändler Dwayne Hoover auf eine Tour de Force durch mehrere Genres, wobei jede klassische Regel des dramaturgischen Aufbaus entweder ignoriert oder ins Lächerliche überspitzt wird. Ständig passieren wunderliche Dinge: Verkaufsleiter tragen Damenunterwäsche und Selbstmordversuche scheitern an Frühstücksflocken. Ist der Film nun eigentlich gut? Wahrscheinlich macht diese Frage keinen Sinn mehr, da sich die Postmoderne längst selbst überholt hat.“ (taz) City

Der Bremen-Film 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz

„In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, importiert, exportiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Verkaufsständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton daherredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw.“ (hip) Schauburg

D

De Platte jungle Neuderlande 1978, R: Johan van der Keuken / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Johan van der Keuken hat diesen filmischen Essay im Auftrag der Niederländischen Gesellschaft zum Schutz des Wattenmeeres produziert. Es ging ihm darum, einem großen Publikum bewußt zu machen, daß es in unserer aller Interesse liegt, einen Lebensraum wie das Wattenmeer in seiner Vielfalt zu erhalten. In seiner ihm eigenen Schnittechnik versucht der Autor die verschiedenen Aspekte und Dimensionen assoziativ ineinander zu verweben und benützt dabei die Aussagen der menschlichen Nutznießer des Wattenmeeres als roten Faden. Entstanden ist eine engagierte Hommage an das Wattenmeer als Biotop und Lebensraum.“ (Prospekt der Filmreihe Küsten und Meere) Kino 46

23 Deutschland 1998, R: Hans-Christian Schmid, D: August Diehl, Fabian Busch, Dieter Landuris

„Die USA führten auf dem Bikini-Atoll 23 Atomtests durch. Unbekannte erschossen Schwedens Premierminister Olaf Palme um 23.23 Uhr. Zufall? Der Schüler Karl Koch sieht in der Zahl 23 den Schlüssel zu einer Weltverschwörung, wie sie Robert Anton Wilson in seinem Buch „Illuminatus!“ beschreibt. Allein aus dieser Theorie kann sich der 19jährige das Chaos erklären, das ihn 1986 umgibt: Terror, Kalter Krieg, atomare Bedrohung. Hans-Christian Schmid macht das Wunder wahr: Sein auf Tatsachen beruhender Film ist ein deutscher Thriller, der fesselt, zum Nachdenken anregt und das Zeitgefühl der 80er Jahre widerspiegelt. Zudem bringt er den stärksten Neuzugang des deutschen Kinos auf die Leinwand: den Berliner August Diehl. Er verkörpert den „echten“ Karl Koch, der 1989 auf ungeklärte Weise starb – mit 23 Jahren, am 23. Mai.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Düstere Legenden USA 1998, R: Jamie Blanks, D: Alicia Witt, Jared Leto

„Mit Gruselgags vertreiben sich in diesem Film Studenten an einer US-Uni die Abende, bis ihnen die schalen Späße eines Tages im Halse steckenbleiben, weil irgendein Witzbold die Geschichten in die Tat umsetzt und ein schönes, junges Wesen nach dem anderen ins gepflegte Uni-Gras beißt. Die gar nicht mal üble Idee, den Mords-Reigen auf diese Weise zu legitimieren, hatte ein 22jähriger Filmstudent, die Regie vertraute man einem unbescholtenen 26jährigen Australier an. So ist wohl zu erklären, daß trotz kühler Kosten-Nutzen-Analyse (Teenies + Killer + Ironie - Produktion = immer noch großer Reibach) „Düstere Legenden“ einen so frischen Eindruck macht“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast, Passage (Del)

E

Ein einfacher Plan USA 1998, R: Sam Raimi, D: Bill Paxton, Billy Bob Thornton, Bridget Fonda

"So simpel kann kein Plan sein, daß die Sache nicht schiefgehen könnte, anderenfalls würde ja auch keine Geschichte daraus. Hier stolpern drei ziemlich unbedarfte Kumpel im tiefen Schnee von Minnesota über einen toten Gangster, der in einer Tasche ein paar Millionen bei sich hat; und der Versuch, diese Beute einfach einzusacken, stürzt das Dilettanten-Trio in immer abstrusere, immer komischere, immer blutigere Kalamitäten. Regisseur Sam Raimi, sonst meist für parodistischen Humor geschätzt, wagt sich diesmal nicht nur geographisch aufs Terrain seiner alten Freunde, der Coen-Brothers - nicht ohne Glück im Detail, doch ihr „Fargo“ bleibt ein fernes Ziel.“ (Der Spiegel) City, Wall-Kino (Ol)

Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant

Der Regisseur Shekhar Kapur hat ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Filmstudio

E-M§il für Dich USA 1998, R: Nora Ephron, D: Tom Hanks, Meg Ryan

„Seit „Schlaflos in Seattle“ gelten Tom Hanks und Meg Ryan als Dream-Team des Biedersinns. Nun spielen sie zwei Buchhändler, die sich erbittert Konkurenz machen, aber im Internet unwissentlich eine innige Freundschaft pflegen. Die beiden Schauspieler zappeln mit geöltem Charme durch das Remake des Lubitsch-Klassikers „The Shop around the Corner“. Trotzdem fehlt dieser Romanze ein wenig Herzblut, da halfen auch nicht die paar Millionen Dollar, mit denen der Online-dienst AOL den Film gefördert hat.“ (Der Spiegel) Europa, CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Ziegelhof-Kino (Ol)

Emil und die Detektive

Deutschland 1931, R: Gerhard Lamprecht, D: Fritz Rasp, Käthe Haack

Erste und beste Verfilmung von Kästners Kindergeschichte nach einem Drehbuch von Billy Wilder. Schauburg

Die Ewigkeit und ein Tag Griechenland 1998, R: Theo Angelopoulos, D: Bruno Ganz, Isabelle Rennauld

„Auch der jüngste Film von Angelopoulos, der im letzten Jahr in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, spielt in den herben, verschlossenen Landschaften Nordgriechenlands, wo noch über den sonnigen Tage eine Stimmung des Abschiednehmens liegt. Er handelt von einem Mann, der nicht mehr lange zu leben hat und nun, vor dem Eintritt ins Spital, seine letzten Angelegenheiten ordnet. Bruno Ganz verkörpert in einer sehr dichten, geschlossenen Leistung diesen todkranken Schriftsteller, dem in der Rückschau auf sein unerfülltes Leben Bilder seiner Ehe und aus seiner Jugend aufsteigen, und er plötzlich neue Energien schöpft aus der Begegnung mit einem Albanerjungen, der illegal ins Land gekommen ist.“ (Neue Zürcher Zeitung) City

F

Das Fest Dänemark 1997, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen

Thomas Vinterbergs „Das Fest“ steht in einer lange Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über eine Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzen. (hip) Cinema

G

Der Garten des Sergiu Celibidache Deutschland 1998, R: S.I. Celibidache

„Zu Lebzeiten hat er sich geweigert, daß seine Musik auf Tonträger aufgezeichnet wird. Nun hat der Sohn des berühmten Dirigenten Sergiu Celibidache die Spätzeit seines Vaters dokumentiert. Der übertriebenen Nähe zum Interviewten begegnet der Sohnemann damit, daß er Celibidaches Lehrsätze über die Phänomenologie der Musik zum Leitfaden des Films macht. „Der Garten des Sergiu Celibidache“ ist jedoch nicht nur für Musikologen gedacht. Eine Reihe von Konzertmitschnitten, besonders das Mozart-Requiem und die 9. Symphonie von Anton Bruckner, zeigen den Meister in eindringlichen Szenen mit dem Taktstock.“ (taz) Cinema

Das Geheimnis des Seehundbabys USA 1994, R: John Sayles, D: Jeni Courtney

„Er ist schon ein ungewöhnlicher Filmemacher, dieser John Sayles. Er verliebte sich so in eine Novelle aus dem Jahr 1957, daß er mutig in das Land der Feen und Fabeln eintaucht – und das ganz ohne Stars. Das Ergebnis ist ein wunderschönes Fabelmärchen, das man auch den Erwachsenen wärmstens ans Herz legen kann: Ein kleines Mädchen erfährt die sagenhafte Geschichte vom Verschwinden seines Bruders und dem Geheimnis des Seehundbabys.“ (TV-Spielfilm) Kino 46

Das große Krabbeln USA 1998, R: John Lasseter

„Der zweite komplett computeranimierte Walt-Disney-Film: ein Volltreffer. Der Überlebenskampf einer Ameisenkolonioe wird witzig erzählt, die Animationen sind ein technisches Wunderwerk. Regisseur John Lasseter hat es genau richtig gemacht: kein Animationsfilm für Erwachsene, sondern ein Märchen, um das Eltern ihre Kinder beneiden. Spielbergs „Antz“ sehen da ziemlich alt aus.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall-Kino (Ol), Solitaire (Westerstede)

H

100 % Arabica Algerien/Frankreich 1997, R: Mahmoud Zemmouri, D: Cheb Mami, Khaled / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Eine Musikkomödie: Es wird nie langweilig in „100% Arabica“, einem Vorort von Paris, benannt nach einem zerstörten Werbeschild. Arbeitslosigkeit vermischt mit alten Traditionen einer komsmopolitischen Bevölkerung sorgen täglich für Aufregung. Dem Bezirksbürgermeister ist das gar nicht recht. Zwei Schlitzohren sollen als Pseudo-Imams für Ruhe bei den arbeitslosen Jugendlichen sorgen. Die aber treiben sich lieber bei der Rai-Band „Raporiental“ herum. Dort treffen sie auf die Rai-Musiker Cheb Mami und Khaled.“ (Dab/Bremen Land vieler Kulturen) Cinema

J

Jack Frost USA 1998, R: Troy Miller, D: Michael Keaton, Kelly Preston

„Michael Keaton stirbt relativ schnell in dieser arg rührseligen Familiengeschichte, doch er kehrt zurück – in der Gestalt eines Schneemanns, der sich um Sohn Charlie kümmert. Arg kitschiger Familienfilm mit gutgemeinter, aber eher banaler Message. Cool ist anders.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter

K

Kurt & Courtney Großbritanien 1998, R: Nick Broomfield / Originalfassung mit Unteritteln

„Es muß auch ein paar Menschen geben, die Sympathien für Courtney Love empfinden, aber Nick Broomfield hat sie nicht gefunden. Der britische Dokumentarfilmer fühlt sich von unappetitlichen Themen angezogen – in früheren Filmen hat er die Serienkillerin Aileen Wuornos und die Puffmutter von Hollywood Heidi Fleiss portraitiert – und „Kurt & Courtney“ hat solch einen üblen Geruch, daß es den Anwälten von Love gelang, den Film vom diesjährigen Sundance Film Festival zu verbannen. Broomfield ist ein geschickter, wenn auch manchmal effekthaschender Interviewer, der lächerlich große Kopfhörer trägt und seine eigene Tonausrüstung mit sich herumschleppt. Der Film hat auch anrührende Momente. Broomfield wurde vorgeworfen, daß er nach einer nicht ganz fairen Taktik arbeitete, indem er all die Verlierer und Verrückten aus ihrem Umfeld interviewte und niemanden, der ein gutes Wort für Love fand. Aber er besteht darauf, daß er nicht den Film gedreht hat, um sie runterzumachen, sondern um Cobain zu ehren, dessen Musik er hoch schätzt, seit sein Sohn ihm „Nevermind“ zu hören gab.“ (New Yorker) Cinema

L

La tera trema Italien 1948, R: Luchino Visconti / Originalfassung mit Untertiteln

„Viscontis neoveristisches Meisterwerk erzählt – mit Laien besetzt – die Geschichte der Fischerfamile Valasto aus dem Dorf Aci Treza und ihre Revolte gegen die Diktatur der Fischgroßhändler. Das Drehbuch folgt in groben Umrissen dem Romanfragment „Sizilianische Fischer“ des Autors Giovanni Verga. Den 1948 bei der Biennale in Venedig auagezeichneten Film betreuten als Regieassistenten zwei später zu interntionalem Ruhm gelangte Italiener: Francesco Rosi und Franco Zeffirelli.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Late Show Deutschland 1999, R: Helmut Dietl, D: Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Veronica Ferres, Jasmin Tabatabai

„Dietl, seit „Schtonk“ und „Rossini“ deutscher Meister der subtilen Gemeinheiten, hält auch in seiner dritten Kinosatire das gewohnte Niveau, spielt gekonnt mit allen Klischees über die TV-Welt der Quoten und Quatschköpfe, ohne ihnen jemals auf den Leim zu gehen. Die Besetzung ist wie immer handverlesen, einschließlich der beiden Nichtschauspieler in den tragenden Rollen: Harald Schmidt legt als wieseliges Manager-Wrack ein glänzendes Debüt hin, Thomas Gottschalk wächst einem als blaublütiger, idealistischer Strahlemann richtig ans Herz. Und wer außer Dietl würde auf die Idee kommen, als lederverschnürten Moderator eines Erotik-Talks („Sex mit Ziegen“) den dicken Dieter „Sperling“ Pfaff zu wählen?“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall-Kino

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Roberto Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das Ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerien und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (Neue Zürcher Zeitung) Atlantis, Casablanca (Ol), Passage (Del), Solitaire (Westerstede)

M

Meet Joe Black USA 1998, R: Martin Best, D: Brad Pitt, Anthony Hopkins, Claire Forlani / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Rendezvous mit Joe Black“. Kurzverriß siehe dort. UFA-Palast

Mulan USA 1998, R: Barry Cook, Tony Bancroft

„Mulan ist der seit langem gelungenste Zeichentrickfilm von Disney: schwungvoll, witzig und streckenweise hochdramatisch, auch tragisch, aber nicht sentimental. Die Figuren sind weniger niedlich, mehr menschlich gezeichnet, und so wirken ihre Schicksale wirklich anrührend. Die Orientierung nach Osten hat das Produktionsteam sichtlich beflügelt. Die Chefzeichner mixten ihre moderne Comicstrip-Kunst mit klassischer chinesischer Malerei, was man besonders besonders an den Landschaftsentwürfen sehen kann, und bei den großen Schlachtszenen werden gar Erinnerungen an die Epen des jüngst verstorbenen Akira Kurosawa wach. Die Figuren und Kostüme sind asiatischen Vorbildern nachempfunden, Mulans Gesicht etwa entspricht mit zierlichen Zügen und Kirschmund dem chinesischen Schönheitsideal. Sie ist Disneys erste Heldin, die nicht aussieht wie Barbie.“ (Cinema) CinemaxX

P

Payback USA 1999, R: Brian Helgeland, D: Mel Gibson, Gregg Henry, Maria Bello

„Der Gangster Porter (Mel Gibson) wird erst gelinkt, dann stirbt seine Frau an einer Überdosis – und ihr Mann will nur noch Rache. Diese Variation des Lee-Marvin-Thrillers „Point Blank“ schwelgt in Brutalität und Selbstironie. Spannung kommt allerdings kaum auf, denn schnell wird klar: Außer Gibson sind alle Beteiligten Idioten und werden daher umgehend erschossen.“ (Der Spiegel) CinenmaxX, Ufa-Palast

Der Pferdeflüsterer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kristin Scott Thomas

Die Romanvorlage von Nicolas Evans ist bereits ein Bestseller, und einige enthusiasmierte Leserinnen aus meinem Bekanntenkreis warten schon seit Monaten sehnsüchtig auf den Film. Für solch ein Publikum kann der Film gar nicht lang genug sein, aber seltsamerweise stört man sich auch als unvorbelasteter Zuschauer nicht an seinen 159 Minuten. Redford hat ein genaues Gefühl dafür, wie er den Kitsch, der hier natürlich bei jedem Pferdeschnauben droht, im Zaume halten kann. Dies ist ein Taschentuchfilm – keine Frage –, aber der Herzschmerz wird so geschickt, klug und geschmackvoll präsentiert, daß man/frau sich der feuchten Augen nicht zu schämen braucht. (hip) UT-Kino

Pippi geht von Bord Schweden/Deutschland 1969, R: Olle Hellbom, D: Inger Nilson

Der zweite Film in der Serie mit der frechen Superheldin von Astrid Lindgren, die mit dieser Figur wohl mehr für die antiautoritäre Erziehung erreicht hat als all die Kindergruppen in den 60er Jahren zusammengenommen. (hip) UFA-Palast

Pleasantville USA 1998, R: Gary Ross, D: Tobey Maguire, Jefee Daniels, Joan Allen

„Pleasantville ist die idealtypische Heile-Welt-Kleinstadt aus einer amerikanischen TV-Familienserie der fünfziger Jahre, also vorbildlich adrett, zuckersüß, spießig. Und natürlich schwarz-weiß. Nun aber tragen zwei Teenager aus der Fremde den frischen Geist von Neugier, Aufbegehren und Sinnlichkeit in das keimfreie Idyll und o Wunder: In dem Maße, wie ihr Widerstand ansteckt, werden Menschen und Objekte farbig. Mit ebensoviel spielerischer Ironie wie tricktechnischer Finesse beginnt so das Regie-Erstlingswerk des geschätzten Drehbuchautors Gary Ross vergnüglich surreal zu glühen und zu blühen. Als Polit-Parabel, die den Sieg der Farbe über ein repressives Schwarz-Weiß-Weltbild wie einen Befreiungsakt feiert, übernimmt sich der Film ein wenig; als verspielte Farce jedoch bleibt er ein Glückstreffer.“ (Der Spiegel) Schauburg, CinemaxX, UFA-Palast, Wall-Kino (Ol)

Der Prinz von Ägypten USA 1998, R: Brenda Chapman, Simon Wells

„Der kleine Moses landet im (computeranimierten) Weidekörbchen bei der Frau des Pharao, die ihn zusammen mit ihrem eigenen Sohn Ramses aufzieht. Entsetzt über die Massaker an den Hebräern, verläßt der erwachsene Moses Ägypten. Ramses wird Pharao, Moses kehrt zurück und fordert: „Let my people go!“ Der Film ist eindeutig nicht für Kinder gedacht; das soll auch so sein, heißt es bei dem Produktionsstudio Dreamworks. Doch wer seriöse Religionsauseinandersetzung sucht, geht kaum in einen Trickfilm, so ernsthaft der auch gemeint ist. Eindrucksvoll ist „The Prince of Egypt“, wenn er ausspielt, was Trickfilm ausmacht: Dinge erschaffen, die Realfilmern (außer James Cameron) nicht möglich sind: der Bau der Pyramiden, der Auszug der Hebräer, die Teilung des Roten Meeres. Doppelt schade, daß die Geschichte streckenweise hart am Soap-Niveau entlangschrammt.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio

Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler

„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX, Casablanca (Ol)

R

Rendezvous mit Joe Black USA 1998, R: Martin Best, D: Brad Pitt, Anthony Hopkins, Claire Forlani

„Ich hatte gemeine Gerüchte gehört, daß „Meet Joe Black“ fast drei Stunden lang sein würde. Die Gerüchte bewahrheiteten sich, aber seien wir gerecht: was zählt ist nicht, wie lang ein Film ist, sondern wie lang er einem vorkommt, und „Meet Joe Black“ wirkt überhaupt nicht wie ein drei Stunden-Film. Er scheint zehn Stunden zu dauern. Anthony Hopkins spielt einen Medienmagnaten mit Herz und Claire Forlani spielt seine Tochter, die mit einem Trottel in gutem Anzug verlobt ist. Sie hofft auf einen besseren Mann, und schon kommt er des Weges in der Form von Brad Bitt. Er hat das Pech, bald danach zu versterben; der Tod übernimmt dann Brads Körper und kommt, um des Magnaten Seele zu kassieren und die Tochter gleich noch mal zu gewinnen. Es gibt hier viele unbeantwortete Fragen (warum scheint etwa Pitts grimmiger Schnitter geistig zurückgeblieben zu sein?), von den Anfällen unfreiwilliger Komik ganz zu schweigen. Wie auch immer: zum Ende hin versinken alle heillos in Gefühlsduselei.“ (New Yorker) CinemaxX, Solitaire (Westerstede)

S

Der schmale Grat USA 1998, R: Terence Malick, D: Jim Caviezel, Sean Penn, Nick Nolte

„Ein Kriegsfilm wie bisher noch keiner. Terrence Malick kombiniert Action-Kampfszenen von der amerkanischen Invasion im Pazifik mit elegischen Rückblenden, in denen sich die Soldaten bessere Welten konstruieren. Dabei erzählt Malick, der hier mehrere Off-Stimmen einsetzt, von Sinnlosigkeit und Heldentaten zugleich. Ohne „entscheidende“ Episode geht die Schlacht weiter. „Der schmale Grat“ fragt nicht nach den Gründen für einen Krieg, auf den Amerika mit gutem Gewissen zurückblickt. Er handelt von Männern im Krieg, von unterschiedlichen Reaktionen und Ängsten. Von unvereinbaren Träumen und Erinnerungen, vom Blut auf leuchtend grünen Gräsern.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del)

Schwarze Katze, Weißer Kater Deutschland 1998, R: Emir Kusturica, D: Bajram Severdzan

„Kann man auch aus dem Komödienstadel großes Kino machen? Bei Emir Kusturicas neuem Film fehlt scheinbar jeder politische Anspruch, jede tiefschürfende Aussage. Einen Spaß wollte er seinen Zuschauern, und wohl auch sich machen, und so ist in „Schwarze Katze, Weißer Kater“ alles auf die Lacher und die pittoresken Details ausgerichtet. (hip) City

Schweinchen Babe in der großen Stadt USA 1998, R: George Miller, D: Babe, allerhand Viehzeug, James Cromwell

„Die Fortsetzung übertrifft das Original. Babe, das außergewöhnlich höfliche Schwein mit dem süßen, beharrlichen Auftreten, versucht in der großen Stadt Geld für die daniederliegende Hoggett Farm aufzutreiben. Dort entdeckt Babe ein Land voller Gewalt und Traurigkeit. In einem Tierhotel trifft Babe eine Zirkus-Familie von Affen, zu dem ein cooles Schimpanzsen-Paar und ein mürrischer Orang Utan gehören. Die Tiere, die mit dunkler Ironie reden, strahlen die reale Depression von langjährigen Zirkus-Akrobaten aus. Es gibt auch einen jähzornigen Terrier, dessen arthritische Hinterbeine auf Rädern laufen und eine Horte von Bulldoggen, die es auf Schweineschinken abgesehen haben. Wie sein erfolgreicher Vorläufer hat der Film übersättigte Kinderbuchfarben, aber der emotionale Grundton dieses Films ist schmerzhaft witzig, mit heftigen, zynischen und raffinierten Tupfern, die Kinder wohl eher verwirren werden. Der Regisseur, George Miller, drehte meistens von unten, aus der Perspektive der kleinen Tiere, und mit der Intensität von Zeichentrickfilmen.“ (New Yorker) UT-Kinocenter, CinemaxX, Ufa-Palast, Lindenhof-Kino (Wildeshausen), Solitaire (Westerstede)

Seite an Seite USA 1998, R: Chris Columbus, D: Julia Roberts, Susan Saradon

„Wie Julia Roberts und Susan Sarandon als unabhängiges Yuppie-Mädel und abgehalfterte Frust-Glucke aufeinander losgehen, mag Fans des hochkarätigen Schlagabtauschs unter Stars animieren, doch über Standardsituationen trivialster Art kommt der Film nicht hinaus. Die Krebserkrankung der Älteren etabliert Melodramatik pur, und Ed Harris als Kerl zwischen den Fronten wird vollends zur Nebensache, wenn Siegerin und Verliererin des Damen-Duells händchenhaltend unterm Weihnachtsbaum sitzen.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Ziegelhof-Kino (Ol)

Seven Years in Tibet USA 1997, R: Jean-Jacques Annaud, D: Brad Pitt, B.D. Wong / Originalfassung ohne Untertitel

„It is telling that a film purporting to tell the story of the „western“ education of the Dalai Lama at the hands of a former member of the Nazi party, should gloss over the irony of China's fascistic absorption of Tibet and the subsequent exile of the Dalai Lama. Rather than give an honest rendering of the very real story of Heinrich Harrer's seven years in the holy city of Llasa, this gorgeous piece of cinematography manages only the occasional epiphany. The film appears content to look beautiful, while failing to seek the beauty within.“ (Dan Jardine) Kultursaal der Angestelltenkammer

Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush

Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie gar nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Kein neunmalkluger Akademiker kann einem peinliche Fehler nachweisen, und man kann sich aus dem Barden einen schmucken, romantischen Helden zusammenbasteln. Genau dies taten die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard. Sie sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen. So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte (komplett mit Balkonszene, aber ohne zwei Leichen am Ende), die unglücklich endete, und aus der er sein Stück „Romeo und Julia“ zimmerte. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, daß man schnell mitgerissen wird. Natürlich hilft es, wenn man seinen Shakespeare einigermaßen kennt und weiß, wer Elisabeth I, Christopher Marlowe oder John Webster waren. Aber der große Erfolg des Films bei den US-Amerikanern, die ja nicht gerade dafür bekannt sind, daß sie ständig den Barden zitieren, zeigt, daß es darauf in dieser historisch – romantischen Komödie erst in zweiter Linie ankommt. (hip) Schauburg, CinemaxX, Casablanca (Ol)

Die Siebtelbauern Österreich 1998, R: Stefan Ruzowitzky, D: Lars Rudolph, Simon Schwarz, Sophie Rois

„Es beginnt mit einem Mord. Der reiche Bauer liegt mit durchgeschnittener Kehle auf dem Hof. Die Mörderin sitzt und schweigt im Hühnerstahl, das blutige Messer noch in der Hand und ein dunkles Geheimnis in ihrem Herzen. Aus einer Laune heraus und sehr zum Verdruß der restlichen Bauernschaft hat der Verstorbene den Knechten und Mägden Haus und Hof vermacht. Ohne Zynismus zeigt der Film das langsame Erwachen aus der Dummheit und das Entstehen von Selbstbewußtsein. Die kollektivie Idylle blüht jedoch nur kurze Zeit. „Ein Knecht kann nie ein Bauer sein“ sagt der reichste Bauer im Ort. Das Pathos, mit dem der Kampf der Knechte und Mägde um Land und Gerechtigkeit inszeniert wird, ist sorgfältig dosiert und manchmal wirkt „Die Siebtelbauern“ auch wie ein Western made in Austria.“ (Der Bremer) Cinema

Star Treck – Der Aufstand USA 1998, R: Jonathan Frakes, D: Patrick Stewart, J. Frakes, Brent Spiner

„Die nächste Enterprise-Generation deckt auf dem Planeten der ewigen Jugend eine Verschwörung von bösen Aliens und fehlgeleiteten Sternenoffizieren auf und kann in der Entscheidungsschlacht die gute, alte Föderationsordnung wieder herstellen. Regisseur Frakes alias Commander Riker erweist sich als ambitionsloser Routinier, der viel Budenzauber entfaltet, ohne die Längen der Story überspielen zu können. Fürs allgemeine Publikum zu unspektakulär und für die Fangemeinde zu uninspiriert, bestätigt das 70-Millionen-Spektakel das alte Trekker-Vorurteil, daß auf Enterprisefilmen mit ungeraden Nummern der Fluch des Scheiterns lastet.“ (tip) Filmstudio, Apollo (Whv)

Sur Argentinien 1988, R: Fernando E. Solanas, D: Susu Pecoraro, Miguel Angel Sola / Originalfassung mit Untertiteln

„Der junge Argentinier Floreal wird 1983 nach fünf Jahren Haft entlassen. In der Nacht seiner Heimkehr erlebt er in seinen Erinnerungen noch einmal, was seine Freunde und er unter der Militärdikatur erlitten haben. „Das Kino muß immer mehr zurückkehren zu einer größeren Poesie und Ästhetik. Die Essenz jeder künstlerischen Schöpfung ist das poetische Bild“ meint Regisseur Solanas und hat seine eigene Forderung mit „Süden“ (Sur) eindrucksvoll bestätigt. In deutlicher Distanz zu traditionellen Formen des Erzählkinos bedient sich Solanas ausgesprochen theatralischer Mittel, um mit eindrucksvollen Bildern zu einer eigenen poetischen Wahrheit zu gelangen.“ (taz) Kino 46

T

Tanz in die Freiheit Großbritannien/Irland 1998, R: Pat O'Connor, D: Meryl Streep, Sophie Thompson, Brid Berennan

„Meryl Streep als älteste von fünf Schwestern, die sich im ärmlichen Irland des Jahres 1936 mit dem kleinen Sohn der jüngsten in einem Bauernhaus durchschlagen. Als der Vater des Jungen und auch noch der überdrehte Onkel aus „Maaerika“ eintreffen, gerät die kleine Gemeinschaft aus der Balance. Sympathisch gespielter Kostümfilm, der durch seine gefällige Inszenierung und eine weichzeichnerische Ästhetik allerdings reichlich banal gerät.“ (Tip) Atlantis

Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Jaura Linney, Ed Harris

Hatten Sie nicht auch schon manchmal das Gefühl, Sie wären in einem schlechten Film oder – noch schlimmer – in einer Fernsehserie? Genau dieser Verdacht beschleicht Truman Burbank eines Morgens, als direkt vor seine Füße ein Scheinwerfer aus dem strahlend blauen Himmelszelt fällt. Aber Trumans Himmel ist genaugenommen eine Kuppel: Ein riesiger künstlicher Dom, unter dem eine ganze Kleinstadt konstruiert wurde. Und all das nur für Truman Burbank, denn dieser ist, ohne es zu wissen, seit seiner Geburt der Star einer täglich rund um die Uhr gesendeten Fernsehserie. Alle Bewohner von Seahaven, all seine Freunde, Arbeitskollegen, seine Ehefrau sind Schauspieler. „Die Truman Show“ ist eine scharfsinnige und sehr komische Satire auf die Entwicklung der Medien, die Obsession eines Millionenpublikums mit Fernsehserien und ihre Gier nach immer mehr „reality“. (hip) CinemaxX

W

Wachgeküßt USA 1998, R: Richard LaGravenese, D: Holly Hunter, Danny De Vito

„Genaugenommen erzählt „Wachgeküßt“ eine Allerweltsgeschichte mit Seifenopernlogik. Judith, eine Arzt-Ehefrau um die 40, verliert ihren Angetrauten an, logisch: eine Jüngere. Die Verlassene schwankt gefühlsmäßig zwischen, richtig: Endlich befreit und zu Tode betrübt. Als Retter tritt auf, nein, nicht der Flurnachbar, sondern der Fahrstuhlführer ihres echt schicken New Yorker Fifth-Avenue-Appartement-Hauses. Das recht optimistische Ende -Selbstverwirklichung im Traumberuf – hält immerhin eine kleine Überraschung bereit. Allein die Schauspieler machen diesen exemplarischen Psychotrip ins Leben zu mehr als einer Konfektionsromanze: Holly Hunters Gefährten auf dem Weg zur befreiten Single-Existenz sind Danny De Vito, der als alternder Liftboy seiner Angebetetn aber nie so nahe kommt, wie er sich erträumt, und die schwarze Rapperin und Soulkünstlerin Queen Latifah, die sich in der Rolle einer selbstbewußten Freundin mitreißend selbst spielt und singt.“ (Der Spiegel) Filmstudio

Z

Zakir and his Friends Deutschland/Schweiz 1997, R: Lutz Leonard

„,Zakir and his Friends' präsentiert den indischen Tabla-Spieler Zakir Hussain, der seit 25 Jahren in Kalifornien lebt. Außer ihm treten in dem faszinierenden Musikfilm Trommler und Perkussionisten aus verschiedenen Ländern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas auf. Geschickt verbindet Leonard ihr Spiel miteinander, zum Teil erzählen sie auch von ihrer Musik. Am schönsten ist das Wechselspiel zwischen den Rhythmen des Alltags (vom Dreschen bis zum Tippen auf der Schreibmaschine) und der Musik.“ (epd-film) Cinema

Die Zeit der Jugend Großbritannien 1998, R: James Ivory, D: Kris Kristofferson, Barbara Hershley, Leelee Sobiesky

„James Ivory („Zimmer mit Aussicht“) ist ein besessener Literaturverfilmer und ein manischer Schönfärber. Kaylie Jones, Tochter des amerikanischen Autors James Jones, beschreibt in ihrer Romanvorlage „A Soldiers Daughter Never Cries“ ihre Kindheit und Jugend in den 60er und 70er Jahren. Nirgendwo war die Schriftstellerfamilie richtig zu Hause. Weder in Paris, das der Autor Bill Willis (Kris Kristofferson) als freiwilliges Exil wählte, noch in den Weiten der US-amerkanischen Provinz, in die sich Willis in den letzten Jahren seines Lebens zurückzieht. Überzeugend schildert „Zeit der Jugend“ in drei Kapiteln die Familie in der Fremde als Ort der Geborgenheit. Was den Film vor dem Kitsch bewahrt, ist die Genauigkeit und Sensibilität, mit der sich Ivory den schillernden Charakteren, den Eigenheiten der Zeit und der spezifischen Situation des Exilantendaseins widmet.“ (Bremer) Atlantis, Ziegelhofkino (Ol)