Reisen bildet
: BremerInnen in Texas

■ Beeindruckt von der Rice-Universität, besorgt über Finanzierungs-Probleme

Eine Reisegruppe von 25 Bremer Ortspolitikern aus Bremen-Nord und Mitgliedern der Bürgerschaft war mit einer Reisegruppe der Landeszentrale für politische Bildung in der vergangenen Woche in Houston, um sich dort u.a. auch die Rice-Universität anzuschauen. „Diese Universität hat eine ganz große Hinwendung zu den Studierenden“, zeigt sich die CDU-Wissenschaftspolitikerin Elisabeth Motschmann beeindruckt. In der Privatuniversität in Houston kommen auf einen Hochschullehrer nur fünf Studierende, das ermöglicht eine sehr viel intersivere Begleitung der Studierenden. Und auch die „Ehemaligen“ werden mit Reisen, Events und einer Zeitschrift weiter an die Rice Universität gebunden. Hier „Studierender“ zu sein, bedeutet also eine Bindung, die das Leben lang anhält. Die Uni verfügt über einen Fan-Shop, der nur vergleichbar ist mit dem Werder-Fan-Rummel.

Dieses System, so erklärt der mitreisende grüne Abgeordnete Klaus Möhle, ermöglicht es natürlich, die „Ehemaligen“ zu Spenden zu motivieren. Die Absolventen versprechen sich durch die guten Kontakte zu den „Ehemaligen“ aber auch bessere Karriere-Chancen. Denn Rice, gegründet 1912, nimmt die Besten – von 8.000 BewerberInnen jedes Jahr können nur ca. 500 genommen werden, und die sitzen nach dem Studium oft an Schaltstellen der Macht.

„Ganz professionelles Fund- Raising“, staunt Motschmann, sorgt dafür, daß jedes Jahr 100 Millionen Dollar an Spenden eingehen. Dazu kommen staatliche Gelder. Selbstverständlich ist die Rice-Universität technisch bestens ausgestattet, aber auch die Abteilung Musik kann nicht klagen – sogar drei Konzertsäale stehen für Campus-Konzerte zur Verfügung.

„Das muß man hier erst einmal aufbauen“, sagt Motschmann beeindruckt: „Vor uns liegt ein hartes Stück Arbeit. Ich halte das Ziel aber für so gut, daß ich sage: Man darf die Flinte nicht ins Korn werfen, bevor man überhaupt angefangen hat.“

Das, was er an Fund-Raising-System dort kennengelernt hat, würde in Deutschland überhaupt nicht funktionieren, sagt Möhle. „In diesem Punkt war ich mir sogar mit Motschmann einig“, berichtete er nach der Reise. In den USA ist normal, daß für alle möglichen Engagements große Spenden gesammelt werden, für die in der deutschen Kultur traditionell der Staat zuständig gemacht wird.

Zwar will man in Bremen mit einem Professoren-Verhältnis von 1:12 beginnen und mit nur ca. 1.000 Studierenden, aber wenn die 230 Millionen Mark staatlicher Anschub-Gelder aufgebraucht sind, werden Jahr für Jahr hohe fünfstellige Millionenbeträge für den laufenden Betrieb fällig werden. Eine Bereitschaft, sich an dem Bremer Risiko zu beteiligen, hat Möhle in Houston nicht gespürt. K.W.