■ Surfbrett: Drei Sekunden lachen für das Ruhrgebiet
Die Zeitschrift TV Movie hat schon dreimal ihren Preis für „Kommunikation im Internet“ vergeben. Er heißt „Award“, wie es sich gehört. Der nunmehr vierte ging am 25. Februar an die Hambuger Agentur Elephant Seven und die Website unter dem Titel „Der Pott kocht“, die sie für den Kommunalverband Ruhr gestaltet hat. Die Adresse www.derpottkocht.de/ wie auch der Preis sind symptomatisch für den Zustand des deutschen Webdesigns. Dilettanten, die in keiner traditionellen Werbeagentur eine Chance hätten, lassen sie sich von ahnungslosen Auftraggebern teuer bezahlen und sich von offenbar ebenso ahnungslosen Juroren dafür feiern. Der Hamburger Pott kocht nicht, er ist ein Sammelsurium der dümmsten Anfängerfehler. Die Katastrophe beginnt damit, daß das Seitenlayout mindestens ein Bildschirmfenster von 800 x 600 Pixel erfordert. Wenn der Ausschnitt kleiner ist, verschwindet das Ende der Titelzeile unter einem jener Zappelbildchen, die ständig dafür sorgen, daß Daten vom Server nachgeladen werden müssen. Die zahlreichen Methoden, das Problem variabler Fenstergrößen zu lösen, sind hier völlig unbekannt, als informativ für das Ruhrgebiet soll man statt dessen Links betrachten, mit denen drei Sekunden Gelächter oder drei Sekunden Stadiongeschrei aufgerufen werden können. Der Höhepunkt aber ist ein Gasbehälter, der in der realen Welt zum Museum umfunktioniert wurde. Gleich Zwei Quick-Time-Filmchen von jeweils etwa 600 Kilobyte lassen sich dafür abrufen, aber nirgends ist auch nur der leiseste Hinweis darauf zu finden, wo sich dieses Museum denn befindet. Besucher aus der Wirklichkeit sind wohl nicht erwünscht. niklaus@taz.de
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